Wer ist ein Held?

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

B.E.P.
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Post by B.E.P. »

Wer heutzutage eine Handvoll Kinder von nur einem Gehalt großzieht, hat schon automatisch Heldenstatus, auch wenn das niemandem bewußt ist!
Als Betroffene muß ich meinen Weg finden zwischen dem traditionellen Gedanken "Kinder sind ein Geschenk Gottes" und der gesellschaftlichen und politischen Sanktionierung, Nichtachtung und Nichtwürdigung dieses Kinderreichtums. Zwischen der gesellschaftlichen Realität und ihrer Erwartung (insbesondere der Bevölkerungskundler), die neuerdings wieder die Finger nach mehr Kindern ausstreckt - nach "Ressource Frau" nun "Ressource Kind"! Um diese mit Baggerschaufelhänden für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und funktionalisieren, sprich, um den immensen Schaden des Alten Königs zu kaschieren und auszugleichen!
Ich muß meinen persönlichen Weg finden, diese Aufgabe ohne Unterstützung und Hilfen, ohne soziale Netze (in meinem Fall noch im "falschen System") mit einer Hypothek von Verlusten und Verzicht - materiell und ideell - aber primär die eigene Selbstverwirklichung betreffend, zu meistern. Ich muß meine Balance finden trotz chronischer Erschöpfungskrankheit und im Hinblick auf bevorstehende Frauenaltersarmut. Das sind die Mythen von heute! DAS IST WAHRES HELDENTUM!

SiCollier
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Post by SiCollier »

Das Wort "Held" bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Auch wenn es Campbell, ich glaube in "Power of Myth" durchaus für heutige Menschen gebraucht.

Aber in einem Film habe ich einen Spruch gefunden, der ganz gut zu dem Thema paßt:

"Mutig sind diejenigen, die klare Vorstellungen davon haben, was vor ihnen liegt, sei es Sieg oder Niederlage, und ungeachtet dessen hinaus ziehen und sich dem stellen."

Das englische Original:
"The bravest are those with the clearest vision of what is before them, glory and danger alike, and not withstand and go out and meet it."

(Leopold aus "Kate & Leopold")

Oder noch einfacher:
"Laßt uns das Unmögliche möglich machen."
(Aus "Die Jagd auf den Schatz der Riesen", einem wunderschönen Fantasy-Märchen).

SiCollier

"The most convincing proof for the existance of water ist thurst." Franz von Baader (1765-1841)

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

SiCollier, ich habe zum Teil dieselben Schwierigkeiten wie du, das Wort "Held" in Bezug auf meine Person, oder andere Personen aus meinem Umfeld zu gebrauchen.

Anders im Englischen; Unseren amerikanischen Freunden scheint es weitaus weniger Schwierigkeiten zu bereiten. Und auch mir geht "sacred place" weitaus leichter über die Lippen als "Heiliger Ort". Dafür gibt es vermutlich zwei Gründe: Zum einen klingt Englisch oft etwas weniger schwergewichtig. Zum zweiten haben wir Deutschen vermutlich ein etwas gestörtes Verhältnis zu diesem Vokabular, weil es so viel mißbraucht oder in Zusammenhang mit recht naiven Weltanschauungen verwendet wird. Ich habe jedoch zugleich das Gefühl, daß uns im Deutschen (nicht nur in der Sprache, sondern kulturell) etwas wichtiges verlorengegangen ist, dessen Platz wieder besetzt werden sollte mittels eines unbefangeneren Umgangs mit solchen Vokabeln.

Campbell hat das Motiv der Heldenfahrt vor allem in seinem Klassiker DER HEROS IN TAUSEND GESTALTEN erforscht, dabei immer darauf bedacht, seine Untersuchungen in den Dienst des heutigen Menschen, der Künstler vor allem, und damit auch der heutigen Kultur und Zivilisation zu stellen ( - also ein wenig akademischer Ansatz!) Ich denke, es ist daher durchaus legitim, das Modell der Heldenfahrt auf das eigene Leben anzuwenden. Allerdings hat der Heldenstatus in diesem Fall nichts mit Überlegenheit oder Eitelkeit zu tun. Es geht vielmehr um einen psychologischen Prozess.

Am Anfang steht der "Ruf zum Abenteuer", eine Erfahrung des Mangels odes des Ungenügens oder eine schicksalhafte Herausforderung. Über verschiedenene transformatorische Stufen erfolgt der Werdegang des Helden (Versöhnung mit Natur und sozialen Kontakten, Konflikte die zu bestehen, Probleme, die zu lösen sind etc.); Am Schluß steht die Rückkehr in die Gesellschaft. Das Modell (komplizierter als hier dargelegt werden kann!) läßt sich auf archaische Mythen genaus anwenden wie auf die Indiana Jones-Filme, jedoch ebenso auf persönliche Lebensstufen. Ich bin im englischen Forum schon auf Leute gestoßen, die versucht haben, sich von einer Depression zu befreien, und denen Campbells Modell der Heldenreise dabei hilfreich war. Es muß also nicht jeder Held gleich die Menschheit retten; Manchmal reicht es, daß eigene Leben zu retten, oder die Aufgabe besteht in einer anderen lokalen oder privaten Herausforderung. Es gibt kleine wie große Helden!
Works of art are indeed always products of having been in danger, of having gone to the very end in an experience, to where man can go no further. -- Rainer Maria Rilke

steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Als ich zum ersten Mal im Forum war, sprang mir dieses Thema sofort ins Auge, und ich habe mich gewundert, warum nur zwei Antworten auf diese Frage geschrieben wurden. „Wer ist Held?“ ist doch eigentlich die zentrale Frage des Forums. Irgendwie hat Martin zu diesem Thema schon alles gesagt.

Dennoch gibt es im Beitrag einiges, das mich zum Widerspruch angeregt hat:
Unseren amerikanischen Freunden scheint es weitaus weniger Schwierigkeiten zu bereiten. Und auch mir geht "sacred place" weitaus leichter über die Lippen als "Heiliger Ort".
Dafür gibt es vermutlich zwei Gründe: Zum einen klingt Englisch oft etwas weniger schwergewichtig. Zum zweiten haben wir Deutschen vermutlich ein etwas gestörtes Verhältnis zu diesem Vokabular, weil es so viel mißbraucht oder in Zusammenhang mit recht naiven Weltanschauungen verwendet wird.
Ich finde es nicht verkehrt, grossen Begriffen eine gewichtige Bedeutung zu geben. Dass diese Begriffe missbraucht wurden, steht ausser Frage. Das allein hätte aber eher dazu geführt, dass diese Begriffe ihres numinosen Klanges beraubt wären. Ich denke, dass Menschen im deutschen Sprachraum einen Hang zum Ernst haben, der auch grosse Philosophen, Dichter und Denker hervorgebracht hat. Was wäre Joseph Campbell ohne C.G. Jung (ein Schweizer deutscher Abstammung), Sigmund Freud (der selbstverständlich Österreicher war), Heinrich Zimmer, Adolf Bastian, Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer, Thomas Mann, Hermann Hesse oder J.W. Goethe?
„Heiliger Ort“ hat einen gewichtigen Klang, der mich erschaudern lässt - und ich finde, es beschreibt auch etwas, vor dem zu erschaudern eine angemessene Reaktion ist.
Ich habe jedoch zugleich das Gefühl, daß uns im Deutschen (nicht nur in der Sprache, sondern kulturell) etwas wichtiges verlorengegangen ist, dessen Platz wieder besetzt werden sollte mittels eines unbefangeneren Umgangs mit solchen Vokabeln.
An der Stelle möchte ich einfügen, dass wir „unseren amerikanischen Freunden“ Weihnachtsmänner verdanken, die die Fassaden hochklettern oder hüftschwingend „Jingle bells rock“ singen, während unser Beitrag „Stille Nacht“, der Adventskranz oder der Weihnachtsbaum ist.
Ich will hier nicht eine deutsche Überlegenheit beschwören, sondern betonen, dass wir auch keinen Grund haben, uns so klein zu machen.



<font size=-1>[ This Message was edited by: steppenwolf on 2006-04-18 16:21 ]</font>

steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Ich möchte aber auch noch etwas zum Thema schreiben:
Vielleicht erinnerst Du, Martin, Dich noch, dass wir diese Frage auch mal am Rande des Round Table in Heidelberg diskutiert haben. Meine Antwort war, dass ich den Namenlosen, der in Monthy Pytons „Leben des Brian“ auf den Ausruf des Führers der Judäischen Volksfront (oder war es die Volksfront von Judäa?) „Wir sind alle Individuen!“ geantwortet hat „Ich nicht!“ für einen Helden halte. Ich sehe das heute mehr den je so.

An anderer Stelle (Wolfram von Eschenbach und die Suche nach dem Gral) beschreibst Du das Heldenideal mit einem Zitat von Joseph Campbell:
In der Geschichte von Sir Galahad stimmen die Ritter überein, sich auf eine Suche zu begeben, jedoch, es für ehrlos haltend in einer Gruppe auszureiten, betrat "jeder den Wald an diesem oder jenem Punkt, dort wo er ihnen am dichtesten erschien, jeder jedoch an solchen Plätzen wo sie keinen Weg oder Pfad vorfanden."

Wo es einen Weg oder Pfad gibt, dort handelt es sich um den Weg eines anderen.“

Joseph Campbell

Ist auch eines von Campbell's Lieblingszitaten. Er hat ja immer nach einer spezifisch westlichen Haltung gesucht. Ich hab's aus dem Campbell Companion - Reflections on the Art of Living übersetzt.

Joseph Campbell sah in diesen Zeilen, verfaßt von einem unbekannt gebliebenen Autor des 12. Jahrhunderts, nicht weniger als den Anbeginn des europäischen Individualismus (Die Masken Gottes. Mythologie des Westens). Zum Höhepunkt gebracht wurde der Gedanke der individuellen Suche, die als Gralssuche bekannt geworden ist, in den Liedern der Troubadours und im Parzival-Roman des Wolfram von Eschenbach.
Sicher ist der Individualismus, wie wir ihn kennen, eine spezifisch westliche Haltung. Er hat viel Gutes gebracht - eine Wertschätzung des einzelnen Lebens z.B.
Den "Ruf zum Abenteuer", die „Erfahrung des Mangels odes des Ungenügens“ kennen wir alle. Es führt aber auch zu dem Drang, um jeden Preis anders als die Masse zu sein. Mittelmaß ist einfach zu wenig. Es reicht nicht mehr, mit einem Mountainbike ein Geröllfeld im Hochgebirge herunterzufahren. Man muss vorher mit einem Fallschirm direkt auf dem Gipfel gelandet sein, sonst ist man einer dieser Looser, die nur nachmachen können. Dieses Phänomen kennt sicher jeder. Alle sind so bestrebt, keine Spießer zu sein, dass es schon wieder cool ist, sich zum Spießertum zu bekennen.
Zwar sagt Martin selbst:
Am Schluß steht die Rückkehr in die Gesellschaft.
Aber bei der ganzen Diskussion um Gralssuche kommt mir dieser Aspekt häufig zu kurz. Viele können sich dieses Leben, in dem sie auf das Establishment pfeifen, nur leisten, weil es ein Heer von Spießern gibt, die diese Gesellschaft funktionieren lassen.
Daher ist für mich der Held nicht der Gralssucher, der im 12. Jahrhundert am Anfang der Entwicklung zu unserer Lebensform stand und daher wahren Heldenstatus hatte. Diese Entwicklung ist an einen Punkt gekommen, wo wir nach anderen Helden schauen müssen, nicht nach denen, die das heldenhaft begonnen haben, was heute Allgemeingut ist.
Oder noch einfacher:
"Laßt uns das Unmögliche möglich machen."
SiCollier
Das Mögliche gut zu machen, ist schon eine grosse Tat.
Für mich ist ein Held der, der sich dem pervertierten Trend zum Individualismus entgegenstellt, der Namenlose im „Leben des Brian“ oder B.E.P., die zurecht sagt:
Wer heutzutage eine Handvoll Kinder von nur einem Gehalt großzieht, hat schon automatisch Heldenstatus, auch wenn das niemandem bewußt ist!
Es gibt kleine wie große Helden!
Aber welcher Held ist gross und welcher klein?
Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an. (Friedrich Schiller)



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Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

On 2005-04-15 14:56, steppenwolf wrote:
An der Stelle möchte ich einfügen, dass wir „unseren amerikanischen Freunden“ Weihnachtsmänner verdanken, die die Fassaden hochklettern oder hüftschwingend „Jingle bells rock“ singen, während unser Beitrag „Stille Nacht“, der Adventskranz oder der Weihnachtsbaum ist.
Ich will hier nicht eine deutsche Überlegenheit beschwören, sondern betonen, dass wir auch keinen Grund haben, uns so klein zu machen.
Hallo Steppenwolf,

ich liebe die deutsche Kultur (wie Du weißt), habe aber auch kein Problem damit, gelegentlich auf Detailprobleme hinzuweisen. Ich denke wir sollten meinen konkreten nachdenklichen Hinweis nicht gleich zur Kulturkrise hochstilisieren. Ich habe mich oben sehr konkret auf bestimmte sprachliche und kulturelle Phänomene bezogen. Darin kann ich keinen Versuch sehen, uns klein zu machen. Unsere Größe oder Bedeutung ist doch nicht abhängig von Weihnachtsmännern und dem Gebrauch von einzelnen Begriffen. Im Übrigen finde ich Ray Charles' Version von dem Little Drummer Boy durchaus als ebenbürtig mit Stille Nacht!
On 2005-04-15 15:06, steppenwolf wrote:
Vielleicht erinnerst Du, Martin, Dich noch, dass wir diese Frage auch mal am Rande des Round Table in Heidelberg diskutiert haben. Meine Antwort war, dass ich den Namenlosen, der in Monthy Pytons „Leben des Brian“ auf den Ausruf des Führers der Judäischen Volksfront (oder war es die Volksfront von Judäa?) „Wir sind alle Individuen!“ geantwortet hat „Ich nicht!“ für einen Helden halte. Ich sehe das heute mehr den je so.

Ich kann gut damit leben, wenn wir den individualistischen Anti-Individualisten ("Ich nicht") aus dem Monty Python Film als Helden bezeichnen wollen.
On 2005-04-15 15:06, steppenwolf wrote:
Für mich ist ein Held der, der sich dem pervertierten Trend zum Individualismus entgegenstellt, der Namenlose im „Leben des Brian“ oder B.E.P., die zurecht sagt:
Wer heutzutage eine Handvoll Kinder von nur einem Gehalt großzieht, hat schon automatisch Heldenstatus, auch wenn das niemandem bewußt ist!
Nun, der Witz liegt ja gerade darin, daß der Namenlose aus Leben des Brian der einzige wahre Individualist ist, indem er sich nonkonform zeigt. (Das erinnert mich an eine Karikatur aus den fünfziger Jahren aus einem berühmten Kunstbuch: Ein Maler sitzt vor einem abstrakt-informellen Bild auf seiner Staffelei. Die Ehefrau steht hinter ihm und nörgelt herum: "Warum mußt Du nonkonform sein wie jeder andere?")

Campbell jedoch schreibt nicht über Helden als Leute die sich in einer besonderen Situation besonders mutig oder individualistisch verhalten. (Obwohl Mut und Individualismus keine schlechten Voraussetzungen für einen Helden sein mögen.) Auch geht es nicht darum, sich über irgend jemanden zu stellen, oder sich mit spektakulären Aktionen von den als "Masse" empfundenen Mitmenschen abzusetzen versuchen. Und gegenüber Leuten, die über das Establishment schimpfen, oder Leute mit praktischen Berufen und gutem Einkommen als "Spießer" bezeichnen, hat sich Campbell, soviel mir bekannt ist, recht distanziert verhalten.

Ich glaube wir reden hier über zwei vollkommen verschiedene Verwendungsweisen des Wortes "Held".

Campbell spricht von einer inneren Erfahrung. Beim Schreiben seines Buchs Der Heros in tausend Gestalten (dessen Lektüre ich unbedingt empfehle!) hat er zwar, nach eigenen Angaben, in erster Linie an Künstler als Publikum gedacht, von Spießern und Establishment jedoch ist nirgends die Rede.

Es handelt sich vielmehr um einen Leitfaden, die Symbole des Mythos verstehen zu lernen, und in Bezug auf das eigene Leben mit Sinn zu erfüllen. Wie gesagt, ein Buch für große und kleine Helden. Und wer ist nun ein großer und wer ein kleiner Held? Keine Ahnung! Die Frage ist auch gar nicht relevant. Wie gesagt, geht es um innere Erfahrungen, und nicht um ein aufgeblähtes Ego. Auf den verschiedenen Stationen der Heldenreise, wie man in dem Buch nachlesen kann, reift das Individuum durch Erfahrungen, und das Ego ordnet sich dabei einer höheren Bestimmung unter.

Und dies ist tatsächlich die zentrale Definition eines "Helden" laut Campbell: Jemand, der sein Leben in den Dienst einer höheren Sache stellt. Wenn man seine Kinder als eine solche "höhere Sache ansieht", können durchaus auch Mütter, wie B.E.P. vorgeschlagen hat, als "Helden" im Campbellschen Sinn angesehen werden. Jedoch ist es gar nicht entscheidend, wen wir als Helden ansehen. Wichtiger ist, ob es jemandem (z.B. einer alleinerziehenden Mutter) hilft, sich mit Der Heros in tausend Gestalten auseinanderzusetzen.

Und so glaube ich, führt die Frage wer denn nun ein Held sei und wer nicht, letztendlich in die Irre. Letztendlich geht es nur darum, ob der Einzelne für sich selbst etwas Hilfreiches aus Campbells Ideen mitnehmen kann. Campbell hat mit seinen Ausführungen über den Heros viele tausend Menschen inspiriert. Daran sollte man das Buch messen. Das Modell der Heldenfahrt hat vielen geholfen, Lebensstationen als sinnhafte Erfahrungen zu deuten, und verschafft somit Orientierung auch in schwierigen Zeiten. Mit aufgeblähtem Ego und den Helden der TV-Talkshows hat es wirklich gar nichts zu tun.

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steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Hallo Martin,
dass Champbell sich überheblich über das Spießertum geäussert hätte, habe ich nicht gemeint und auch nicht so formuliert. Wie Du weisst, neige ich dazu, deutliche Gegenpositionen einzunehmen, um eine Diskussion anzuregen und habe doch häufig einen ähnlichen Standpunkt wie Du. Dennoch legst Du mir gelegentlich Dinge in den Mund, die ich nie gesagt habe. Langsam fängt es mich an zu stören.
Der Begriff des „Individualismus“ in der Heldenreise heisst in der Terminologie von Jung (dessen Lektüre ich unbedingt empfehle) „Individuation“. Auch Jung wird nicht müde zu betonen, dass es sich nicht um Individualismus handelt, denn das Entscheidende ist die Bedeutung der Individuation des Einzelnen für die Gesellschaft.
Der Begriff „Held“ (in der Jungschen Bedeutung, die Campbell aufgreift) ist mir durchaus vertraut. Auch die Tatsache, dass die von mir beschriebenen Egomanen sich nicht mit dem Campbellschen Helden decken. Selbstverständlich geht es um die innere Erfahrung. Wie Du in meinem letzten Beitrag nachlesen kannst, ist mir auch nicht entgangen, dass Du betont hast, dass die Rückkehr zur Gesellschaft ein wichtiger Aspekt der Heldenreise ist. Mir ging es darum, diesen Aspekt zu betonen, in einer Gesellschaft, die den Individualismus (im Sinne von Ego-Verwirklichung) zum Ideal erhoben hat.
Und dies ist tatsächlich die zentrale Definition eines "Helden" laut Campbell: Jemand, der sein Leben in den Dienst einer höheren Sache stellt.

Das ist schön, das ist klar, das kann man nicht besser sagen.
Und doch ist es nicht wertfrei. Der Held ist ein Ideal, ein Vorbild. Das bezieht sich nicht auf seine Heldentat, die kann im der liebe-und respektvollen Erziehung von Kindern, im Schutz der gemeinen Sumpfdotterblume oder im Kreuzestod bestehen. Entscheidend ist der Weg, das Opfer, das Hören auf den Ruf. Wer seinem Ruf folgt, ist ein Held. Es gibt für mich keine grossen oder kleinen Helden, die Frage war also rein rhetorisch. Vielleicht gibt es grosse und kleine Heldentaten. Menschen die Grosses tun, haben grosse Gaben. Für den Einen mag das Opfer, das er erbringt, um die Welt zu retten ein leichter zu leistendes sein als für die alleinerziehende Mutter. Ich möchte das nicht bewerten.

Enki trifft im Thread „Frauen keine Helden“ im ersten Satz den Punkt:
In Filmen sehen wir oft Helden wie Clint Eastwood, [...] Der Held ist ein Archetyp.
Ein Archetyp ist ein Grundmuster, welches seine Form durch die Mythen der Zeit annimmt. So etwa würde es Jung beschreiben. Sollte Campbell eine grundsätzlich andere Ansicht dazu haben, gäbe es tatsächlich eine nicht zu überwindende Begriffsverwirrung. Dann würde ich mich heraushalten und mir ein C.G.Jung-Forum suchen. Ich kann mir da aber nicht denken, da alles, was ich von Campbell in Bezug auf innerpsychische Vorgänge gehört habe eine Verständlichmachung der analytischen Psychologie ist, mit der sich Jung eher an eine kleinere Gelehrtenelite gewandt hat.
Auch wenn die Gralssuche oder die Kreuzigung nie stattgefunden hätten, die daran beteiligten Helden finden ihre Resonanz in unserem innerpsychischen archetypischen Muster „Held“ (im Fall der Kreuzigung auch im „Selbst“). Der Archetyp (das Muster, das das ganze Potential der Ausformung hat) ist immer vorhanden und zeitlos. Es wird immer den Archetyp des Helden, die Anima oder den Animus, den Schatten oder das Selbst geben. Seine Ausformung erhält er aber durch die Mythen der Zeit. Diese kann sich also entwickeln, z.B. die Anima von der grossen Mutter, die auch das Selbst noch mitumfasst, zum Aschenputtel, das nur noch die ursprüngliche Naturverbundenheit verkörpert, aber ansonsten vom stärker gewordenene männlichen Ego in den Staub geworfen wurde. Die dunklen Seiten wurden in der Stiefmutter und ihren Töchtern ausgeformt.
Was ich sagen will: Die Helden des Kinos suchen ebenfalls eine Resonanz mit dem innerpsychischen Potential des Heldenarchetyps. Das begründet ihre starke Wirkung. Insofern finde ich die Frage nach der Ausformung des Heldenarchetyps in unserer Gesellschaft berechtigt und wichtig. Denn nicht jeder in einer Krise liesst Campbells Der Heros in tausend Gestalten. Andere ziehen sich schwarze Mäntel an, setzen sich eine coole Matrix-Sonnenbrille auf und ballern ein Einkaufszentrum zusammen.

Ich kann es mir nicht verkneifen, noch einmal unfreundlich zu werden. Als ich Deinen letzten Beitrag gelesen hatte, war mein erster Gedanke „und wieder eine Diskussion, die von Martin beendet wurde“. Offensichtlich ist Dir meine leise Kritik im letzten Beitrag entgangen.
Als ich zum ersten Mal im Forum war, sprang mir dieses Thema sofort ins Auge, und ich habe mich gewundert, warum nur zwei Antworten auf diese Frage geschrieben wurden. [...] Irgendwie hat Martin zu diesem Thema schon alles gesagt.
Du bist Moderator und gleichzeitig das zweifellos kompetenteste und belesenste Forumsmitglied. Sicher ist es schwierig, diese Rollen zu trennen.
Jedoch ist es gar nicht entscheidend, wen wir als Helden ansehen. Wichtiger ist, ob es jemandem (z.B. einer alleinerziehenden Mutter) hilft, sich mit Der Heros in tausend Gestalten auseinanderzusetzen.
Wenn aber jemand eine Frage stellt (“Wer ist Held?“) und Du die Frage irrelevant findest, dann laß anderen, den diese Frage wichtig erscheint, Raum zur Diskussion.



steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Hallo Martin,
ich sehe gerade, dass Du Deinen ursprünglichen Beitrag noch etwas umgeändert hast.
ich liebe die deutsche Kultur (wie Du weißt), habe aber auch kein Problem damit, gelegentlich auf Detailprobleme hinzuweisen. Ich denke wir sollten meinen konkreten nachdenklichen Hinweis nicht gleich zur Kulturkrise hochstilisieren. Ich habe mich oben sehr konkret auf bestimmte sprachliche und kulturelle Phänomene bezogen. Darin kann ich keinen Versuch sehen, uns klein zu machen. Unsere Größe oder Bedeutung ist doch nicht abhängig von Weihnachtsmännern und dem Gebrauch von einzelnen Begriffen. Im Übrigen finde ich Ray Charles' Version von dem „Little Drummer Boy“ durchaus als ebenbürtig mit Stille Nacht!
Ich wollte auch keine Kulturkrise heraufbeschwören. Ich sehe halt nur in einer zurückhaltenden Verwendung grosser Begriffe eher einen Ausdruck von Ehrfurcht als von Gestörtheit.
Die Grösse einer Nation ergibt sich auch nicht aus dem Gebrauch von einzelnen Begriffen. Auch das empfinde ich als mir in den Mund gelegt. Kleine Gewohnheiten stehen aber stellvertretend für eine Mentalität im allgemeinen. Im Fall der Menschen im deutschen Sprachraum der beschriebene Hang zum Ernst, der auch grosse Philosophen, Dichter und Denker (z.B. C.G.Jung) hervorgebracht hat. Im amerikanischen eher ein unbefangenerer Umgang mit Traditionen, der wahrscheinlich eine grössere Kreativität und Massenwirksamkeit hervorbringt, da er weniger verstaubt und elitär ist (z.B. Joseph Campbell). Ich werte diese Unterschiede nicht und verbinde sie keineswegs mit Begriffen wie „Grösse der Nation“.
Natürlich ist das ganze unzulässig polarisiert. So klar sind die Mentalitäten nicht zu trennen. Und immer gibt es auch eine negative Seite. Wir haben sicher mehr Bürokratie als die meisten anderen Länder.
Aber darum ging es nicht.
Die Ironie des individualistischen Anti-Individualisten war mir übrigens auch nicht entgangen.
Campbell hat mit seinen Ausführungen über den Heros viele tausend Menschen inspiriert. Daran sollte man das Buch messen.
Mir ging es auch nicht um eine Buchrezension. Campbells Verdienste sind unbestritten. Er hat schwierige Zusammenhänge auf seine unvergleichliche Art einem breiten Publikum verständlich gemacht und damit Kunst und Psychotherapie befruchtet.

Dazu (zur Versöhnung) eine Literaturempfehlung. Als ich noch in Heidelberg war, haben wir mal über einen Theaterpädagogen gesprochen, der die Heldenreise therapeutisch nutzt. Ich habe das Buch vor einiger Zeit gefunden:

Paul Rebillot: Die Heldenreise - ein Abenteuer der kreativen Selbsterfahrung. Kösel-Verlag.
Der Mann hat auch bei Campbell gelernt. Ich habe es mal quergelesen. Klingt interessant.






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Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

On 2005-04-16 05:52, steppenwolf wrote:
Du bist Moderator und gleichzeitig das zweifellos kompetenteste und belesenste Forumsmitglied. Sicher ist es schwierig, diese Rollen zu trennen.
Ich glaube nicht, daß ich ein kompetenteres Forum-Mitglied bin als Andere. SiCollier versteht z.B. von Bibel & Theologie viel mehr als ich, Steppenwolf von Jung, usw. Jeder trägt das bei, was er beizutragen hat.
On 2005-04-16 05:52, steppenwolf wrote:
Ich kann es mir nicht verkneifen, noch einmal unfreundlich zu werden. Als ich Deinen letzten Beitrag gelesen hatte, war mein erster Gedanke „und wieder eine Diskussion, die von Martin beendet wurde“. Offensichtlich ist Dir meine leise Kritik im letzten Beitrag entgangen.
Ich habe den kritischen Unterton in Deiner letzten Post nicht überhört. Nur war ich mir nicht im Klaren, worauf sich diese Kritik konkret richtet. Auf Campbell? Auf mich? Und auf welche Aussage konkret? Welche Diskussionen wurden von mir beendet? Ich sehe meinen Standpunkt keineswegs als abschließendes Credo an. ich wollte lediglich (auch im Hinblick auf andere Leser dieses Forums) tatsächliche oder vermeintliche Mißverständnisse über Campbell's Thesen ausräumen.
On 2005-04-16 05:52, steppenwolf wrote:

Wenn aber jemand eine Frage stellt (“Wer ist Held?“) und Du die Frage irrelevant findest, dann laß anderen, den diese Frage wichtig erscheint, Raum zur Diskussion.
Ich habe nicht gesagt daß die Frage irrelevant ist. Ich finde B.E.P.s Frage durchaus berechtigt. Ich habe mich vielmehr auf deine Post bezogen. Ich habe Deine Ausführungen dahingehend interpretiert, daß Gralsmythen und Heldenreise als psychologisches Modell heute nicht mehr tauglich seien, sondern mißbraucht würden, insofern es Leute gibt, die sich über andere Stellen ("Spießer", "Establishment", "große" versus "kleine" Helden). Nur war ich mir unklar darüber, auf wen du dabei anspielst. Campbell oder Leute die sich heute auf ihn berufen?

Sicherlich gibt es am Modell der Heldenreise auch Vieles zu kritisieren, und Campbell's Aufruf "Follow your bliss" ist ja auch wirklich mißverständlich und oft mißverstanden worden (im Sinne eines "individualistischen" Hedonismus). Nur bin ich mir nicht im Klaren darüber, worauf sich Deine Kritik konkret richtet.

Meine Buchempfehlung war im Übrigen als freundschaftlicher Hinweis gemeint, weil ich dachte es sei hilfreich, dieses Buch zu lesen, um die Kritik darüber auf eine solide Basis zu stellen.

Du hast geschrieben:
Alle sind so bestrebt, keine Spießer zu sein, dass es schon wieder cool ist, sich zum Spießertum zu bekennen.
Zwar sagt Martin selbst:
Quote:
--------------------------------------------------------------------------------


Am Schluß steht die Rückkehr in die Gesellschaft.


--------------------------------------------------------------------------------


Aber bei der ganzen Diskussion um Gralssuche kommt mir dieser Aspekt häufig zu kurz. Viele können sich dieses Leben, in dem sie auf das Establishment pfeifen, nur leisten, weil es ein Heer von Spießern gibt, die diese Gesellschaft funktionieren lassen.
Kannst Du erläutern, worauf Du dich hier beziehst?




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Edit: Steppenwolf, ich habe die Post zeitgleich mit Deiner letzten gepostet.

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-04-16 07:03 ]</font>

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Post by steppenwolf »

Eintrag gelöscht.

<font size=-1>[ This Message was edited by: steppenwolf on 2005-04-16 12:47 ]</font>

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Post by steppenwolf »

Aber bei der ganzen Diskussion um Gralssuche kommt mir dieser Aspekt [die Rückkehr des Helden in die Gesellschaft] häufig zu kurz.
Viele können sich dieses Leben, in dem sie auf das Establishment pfeifen, nur leisten, weil es ein Heer von Spießern gibt, die diese Gesellschaft funktionieren lassen.

Kannst Du erläutern, worauf Du dich hier beziehst?
Du hast bei Deiner Interpretation mit vielem richtig gelegen.
Ich habe Deine Ausführungen dahingehend interpretiert, daß Gralsmythen und Heldenreise als psychologisches Modell heute nicht mehr tauglich seien, sondern mißbraucht würden, insofern es Leute gibt, die sich über andere stellen ("Spießer", "Establishment", "große" versus "kleine" Helden). Nur war ich mir unklar darüber, auf wen du dabei anspielst. Campbell oder Leute die sich heute auf ihn berufen?
Dass „Gralsmythen und Heldenreise als psychologisches Modell heute nicht mehr tauglich seien“ habe ich nicht gesagt. Die Heldenreise wird es geben, solange es den Archetyp des Helden gibt und dieser ist - wie gesagt - zeitlos.
Die Ausformung des Archetyps unterliegt gesellschaftlichen Prozessen. Wird der Gralritter als Held den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen noch gerecht? Und alle die in seiner Tradition stehenden Helden? „To boldly go where no one has gone before.“ Brauchen wir den heldenhaften Begründer des Individualismus, der zu seiner Zeit ein Silberreif am Horizont war, noch als Helden in einer auseinanderfallenden Gesellschaft? Für mich ist der Held niemand, der einem vorgebenen Schema (Ruf; einsame Reise in den Wald, wo er am dunkelsten ist; Rückkehr) folgt, sondern einer, der die Dinge in Ordnung bringt.
Eigentlich ist die Diskussion hier ein Nebenprodukt meiner noch wirren Gedanken zum Thema „Frauen keine Helden?“. Ich stimme mit Enki überein, dass der Heldenarchetypus ein patriarchales Produkt ist.
Womit ich übereinstimme, ist
Sicherlich gibt es am Modell der Heldenreise auch vieles zu kritisieren, und Campbell's Aufruf "Follow your bliss" ist ja auch wirklich mißverständlich und oft mißverstanden worden (im Sinne eines "individualistischen" Hedonismus).
Das Potential des Missbrauchs zum "individualistischen" Hedonismus ist tatsächlich gross. Darauf hinzuweisen, ohne JC dafür die Schuld zu geben, lag mir noch am Herzen.



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On 2005-04-16 09:03, steppenwolf wrote:
Ich habe den kritischen Unterton in Deiner letzten Post nicht überhört. Nur war ich mir nicht im Klaren, worauf sich diese Kritik konkret richtet. Auf Campbell? Auf mich? Und auf welche Aussage konkret? Welche Diskussionen wurden von mir beendet? Ich sehe meinen Standpunkt keineswegs als abschließendes Credo an. ich wollte lediglich (auch im Hinblick auf andere Leser dieses Forums) tatsächliche oder vermeintliche Mißverständnisse über Campbell's Thesen ausräumen.
Ich finde, Du hast eine Tendenz, mit Deinen Statements Fragen abschliessend zu beantworten. Wenn Du sagst
Jedoch ist es gar nicht entscheidend, wen wir als Helden ansehen. Wichtiger ist, ob es jemandem (z.B. einer alleinerziehenden Mutter) hilft, sich mit Der Heros in tausend Gestalten auseinanderzusetzen.
läd das nicht zur Diskussion zur Frage “Wer ist Held?“ ein.

Ich kann Dir nicht genau sagen, woran es liegt, aber viele Deiner Beiträge sind so umfangreich und erschöpfend, dass ich keine Lust verspüre, darauf zu antworten. Es klingt immer wie das Schlusswort, und häufig ist es das auch. Es geht mir auch nur mit Deinen Beiträgen so, und da Du ja Moderator, also Diskussionsleiter, bist, wollte ich das mal kritisch anmerken.
Es liegt in der Natur eines Internetforums, daß man auf Beiträge trifft, die man als verfehlt empfindet. Ein anderer Teilnehmer mag sich von demselben Kommentar zu einer Entgegnung inspiriert fühlen. Der Reiz eines solchen Forums liegt m. E. in der Lebendigkeit, die aus einer offenen und ehrlichen Diskussion entsteht.

Mein Kommentar war nicht als abschließend gemeint. Ich nehme mir die Freiheit heraus, ebenfalls herausfordernde Ansichten zu posten und werde das auch weiterhin tun. Ich kann zu meiner Äußerung stehen, die die urpsrünglich von B.E.P. gestellte Frage nicht zurückweisen, sondern von einer anderen Seite beleuchten helfen sollte. Falls B.E.P. das anders aufgefaßt haben sollte, entschuldige ich mich dafür.

Meine Aufgabe ist es übrigens keineswegs, als Gesprächsleiter zurückzutreten. Die Bezeichnung Moderator mag hier immerhin mißverständlich sein. Es ist natürlich wichtig, jeden Teilnehmer ernst zu nehmen, und ihm auch das Gefühl zu geben, daß dies so ist - ein Anspruch dem ich hoffentlich einigermaßen gerecht werde. Ebenso fühle ich mich jedoch verpflichtet, meine eigene Position zu äußern, die jedoch nicht als die des Moderators zu verstehen ist, sondern als meine private Meinung. Mit B.E.P. hatte ich zwischenzeitlich noch E-Mail Kontakt, und sie schien keineswegs Probleme mit meinem Stil zu haben.

Zum Posten von Campbell Zitaten etc.: Auch das ist Teil meiner Aufgabe. Ich räume ein, daß es nicht immer leicht ist, zwischen Moderator-Anmerkung und privatem Kommentar zu unterscheiden. Dieses Problem haben wir übrigens auch schon häufiger im englischen Forum festgestellt. Es wird von allen Moderatoren geteilt.

Abschließend möchte ich bitten, persönliche Kritik auch persönlich zu äußern, d.h. beispielsweise per E-mail. Dies ist ein öffentliches Forum über Mythologie und mythologieverwandte Themen. Meinungen dürfen (und sollen) öffentlich kritisiert werden. Persönliche Probleme sind anderswo auszutragen. Wer ein Problem mit dem Stil eines anderen Teilnehmers hat, nöchte dies bitte im persönlichen Gespräch äußern. Ein offenes Gespräch kann Vieles klären, und ist besser, als dunkle Andeutungen zu machen, und (wenn die kritisierte Person anders als erwartet reagiert) die Geduld zu verlieren.
Daß Du keine Lust verspürst, auf alle meine Beiträge zu antworten, macht übrigens nichts.

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steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Du hast Recht. Ich habe Deine Rolle wohl missverstanden.
Es tut mir leid.

B.E.P.
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ich hänge mich mal an den Schluß

Post by B.E.P. »

Nun ist etwas Zeit ins Land gegangen, in der eine der wesentlichsten Fragen unserer deutschen Kultur immer noch nicht gelöst wurde. Ich habe diese Zeit genutzt, um ein wenig darüber nachzudenken ( habe ein spezielles kontemplatives Brainstorming eingeschoben, auch weil die Kinder inzwischen weitgehend abgelöst sind...es soll nicht den Effekt eines vorgezogenen Show-downs vortäuschen. Eine kleine psychische Heldenreise innerhalb einer großen. Der mitgebrachten Erkenntnis gibt es viele, das Herausgestelltsein aus der Masse sicher auch)

Eine von denen, die euch die Kinder großzieht
______________________________________

Zehn Jahre habe ich gewartet, dann bin ich doch noch gestartet

[* Kopfnote: um es vorwegzunehmen: ich wollte Erinnerungen schaffen..."fürs Alter" lach...für welches Alter? Eine Illusion weniger...die Erinnerungen sind längst verblaßt...sie sind überhaupt nicht bis ins Kurzzeitgedächtnis eingedrungen]


Eine Reise in eine andere Welt, über die Grenze also: Unterwegs mit Vielreisenden. Zugleich ein persönlicher ausschnitthafter LeiD-Faden im Verborgenen durch die zeitgenössische südamerikanische Literatur.

*Ich bekenne, dass ich nicht gelebt habe*

analog zu Pablo Neruda, dem chilenischen Dichtersohn und Nobelpreisträger für Literatur: "Ich bekenne, ich habe gelebt“.

Meine ersten Kondore am Lago Argentino mit bald Mitte Fünfzig nach den fundamentalistisch-pietistisch -evangelikal gestellten Ehe-Weichen der Familiengefangensetzungsjahre als kinderreiche Mutter.
Ich sehe in diesem christlichen Mainstream, der er gerne wäre, keinen Befreiungsweg für solche Frauen, die dieser Welt und Gesellschaft den Nachwuchs garantieren etwa für große Gemeinden und als Humankapital... Der christliche Überbau hat es bis heute nicht vollbracht, ihnen Gerechtigkeit und Gleichheit zu verschaffen. Genauso wenig wie jenen, die die schwerste Arbeit verrichten, am wenigsten dafür bekommen und keine Rechte haben.

Die gefährlichste Weltanschauung soll also die sein, dass man die Welt nicht anschaut, wie einst Alexander von Humboldt über das Reisen sagte? Welche Gültigkeit kann diese Einstellung für uns heutige Entzauberte und Nichtabenteurer bedeuten?
Immerhin ist diese Reise eine Expedition und entsprechend beschwerlich.
Meine Mitreisenden, die Kinderlosen mit dem nötigen Kleingeld oder die barbarischen Kolonialtraveler mit ihren teuren Equipments und den neuesten Digitalkameras (2000 Bilder ohne Denken, Gestalten, nur Draufdrücken) haben bereits alles gesehen von Taj Mahal bis Ayer’s Rock. Jedoch ohne den Blick für die bittere Armut und Umstände des jeweils besuchten Landes zu vertiefen. "Ich bin im Urlaub. Ich kann es mir leisten.“ Ob russische Geliebte oder kiloweise Goldschmuck aus Ostafrika.

Ich kann es mir eigentlich nicht leisten, das Reisen. Von diesem Geld könnte ich ein Jahr lang leben...es geht von meinem Rentenkonto ab. Großfamilien und Mütter trifft man hier nicht. Um so mehr Alleinstehende, viele nachholbedürftige "Ossis" und natürlich Bayern, ebenso Frührentner und überhaupt Rentner und jene Paare, die ihr Leben zu zweit genießen, statt ständig Verantwortung für Dritte zu gewährleisten.

Eine unvorstellbare Summe überweist der Bund jeden Monat an Renten! Pensionen nicht mitgerechnet.

Auf manchem Campingplatz residiert ein Aussteigerpaar in den Vierzigern ohne Kinder, dafür mit Hunden. Seit Jahren im eigenen LKW unterwegs, welcher über die Meere von Kontinent zu Kontinent verschifft wird. Nie mehr in den Erwerbsprozeß zurück kehrend, auf Omas Häuschen spekulierend, das zehn Jahre nach der Schenkung nicht mehr angetastet werden kann, wenn für die Pflege der alten Dame die Allgemeinheit zuständig sein wird. Also auch meine Kinder.
Die Einen haben in diesem Lande die Lasten und Sorgen. Die Anderen das Vergnügen, den Müßiggang und wohl auch die bessere Beratung!

Während ich diese Zeilen aufschreibe, sitze ich an einem feuerländischen Indianer-Rio. Aufgewühlt schießt das tosende Schmelzwasser aus den Bergen von rechts nach links vorbei. Und ich begegne nur mir selbst: Am gegenüberliegenden Ufer an der sandigen Böschung nichts als entwurzelte Bäume, die sich mit letzter Kraft absterbend festhalten.
Eine Visionssuche? Eine Gottsuche? Welchen Gott? Den Gott der Amtskirchen ohne Diversivität von Biologie und Kultur?

Den Luthergott?

Oder die Göttin der Volksseele und Volksfrömmigkeit? Mutter Erde gleich Difunta Correra?

Bonbons aus Hannover oder mit Wasser gefüllte Plastikflaschen am Straßenrand?

Isabel Allende war das Glück der Gottfindung im valdivianischen kalten Regenwald beschieden, wie sie in "Paula" beschreibt. Wasser und nochmals Wasser. Gleich Leben.

Wahrscheinlich bleibt diese Reise meine einzige Reise.

Das südliche Südamerika im Dreieck Santiago de Chile, Buenos Aires, Ushuaia (Kap Hoorn) sind zwei Länder der Superlative in Bezug auf die Naturschönheiten. Unverbrauchte Schöfungslandschaften in menschenleeren Weiten. Rauher Wind, eigenwillige Fauna und Flora Patagoniens. Wer nur eine einzige Reise unternimmt, sollte vielleicht gleich hier her kommen.

Freie Sicht auf den Fitz Roy und ungewöhnlich warmes Wetter im Paine Nationalpark. Chile und Argentinien: zwei lange Befreiungswege ihrer Bewohner von Unterdrückung und Ausbeutung. Letzteres auch angeschürt von christlicher Sieger-und Bezwingermentalität.Einverleib ung älterer entwickelter Kultur, welche Mutter Erde nichts zuleide tat.
Im Panentheismus der Urbevölkerung ist ein Berggipfel heilig. Kein Ehrgeiz, ihn besteigen zu müssen. Sondern Respekt, Demut und Wissen um Menschengemäßes und Heiliges.
Es gibt sie noch in verschiedenen Gegenden der Welt, diese herrschaftsfreien Gesellschaften des Friedens und der Balance. Unterdrücken eines Geschlechtes und Konkurrenz sind ihnen fremd. Dafür streben sie nach Verbundenheit, nach gegenseitiger Unterstüzung.

Es heißt (jungianisch), jeder Mensch hätte eine besondere Affinität zu einem Land, einem Kontinent dieser Erde.
Parallel zum langen Verlauf der Anden lege ich die letzten christlich-fundamentalistische n Kettenglieder auf dieser Reise ab und wasche mich davon rein in den spektakulären Gletscherwelten am südlichen Ende der Welt. Unterwerfung und Abhängigmachung weiblicher Ressource, Domestizierung und Schuldzuweisung, Rollenfestlegung und Selbstentfaltungsverhinderung.
"Du glaubst nicht richtig.“ "Du bist voller Sünde.“ "Du musst dich bekehren.“ "Wann lässt du dich endlich taufen!“

Es war wohl das Allerschlimmste, was mir in meinem Leben passiert ist: die große Kinderschar einschließlich eines schwerbehinderten Kindes ohne soziale Netze großzuziehen. Manche Ehe ist darüber brüchig geworden. Man hatte die Pflicht zusammen. Die Kür, wenn überhaupt, musste jeder für sich allein zelebrieren.
Und welcher Mann ist heute dauerhaft begeistert von jenem Lebensentwurf, in den auch er geraten kann, alleinverdienend fast einer halben Fußballmannschaft bis 30 das Studium zu finanzieren?! Exodus der Mittelschicht und Leistungsträger!

"Der große Gesang" (Pablo Neruda) am Gletscher des Perito Moreno. Tränen über das Versäumte sind zu beinahe ewigen Eisblöcken erstarrt. Kalben oder Sterben? Sie schmelzen wieder. Sie lösen sich auf im großen Meer und verdunsten und fallen wieder herab auf die Erde. "Der Aufenthalt auf der Erde" (P.Neruda)

Ende der Reise.
Ende des Reisens.
Am Ende der Welt.

Hier trennen sich nun unsere Wege wieder in die verschiedenen Welten. Kinderreiche und Kinderarme haben nicht viel gemeinsam.
Absolut nichts gemeinsam habe ich mit ach so netten Cliquen.
Die Vielreisenden haben bereits ihr nächstes Ziel vor Augen: Tauchen in Thailand. ..Und so leisten sich diese Paare alle halbe Jahre zusammen für ca. 7000 Euro einen solchen Tripp (incl. Ausstattung, Essengehen und Taschengeld....)

Stimmun g. "Kollegen“ an Bord des Jumbos auf dem Heimweg über Sao Paulo. Ein Trupp von Antarktis-Kreuzfahrern (die "wahren Geldsäcke" aber nicht zwangsläufig edler, ethischer und niveauvoller) hätte fast den Anschlussflug von Ushuaia nach Buenos Aires verpasst. Kenne ich nicht einige dieser feisten Gesichter aus einem früher abgelaufenen Film?
"All Pessiingiärs" schnallen sich ab. Denn sie sind wieder gelandet auf dem Boden ihrer selbstverordneten kleinlichen Vorschriften und Elitenschonung. Kaugummi kauende aufgeblähte Zollbeamte blicken mit Stechblick herab auf nicht kompatible Freigeister. Länder zum Reisen. Länder zum Leben? Oder möchte ich, dass mein Töchterchen nach abgeschlossenem naturwissenschaftlichem Studium in einem Callcenter in B.A., dieser dekadenten Stadt, endet?

Nur die innere Reise schult den Blick des Künstlers. Ich bin nun wieder die, die euch die Kinder großzog. Aber ihr wollt sie gar nicht. Ihr schickt sie fort für die billigen Jobs, während ihr meint, mit Recht euer "Eigentum“ raushauen zu dürfen.


Sendepause der familären Hiobsbotschaften beendet.

Rites des Passages ohne Kick. So wie in "Der unerträgliche Goucho“ (Roberto Bolano). Geschichten von einsamen Helden. Ein Buch über das Fortgehen und Abschiednehmen.

--------------

Das Assimilationsprinzip - der wohl perfekteste MUTTERSCHAFTSBETRUG, den dieser Konsens bereit hält.
Warum lädt man nicht die richtigen Leute ein in die üblichen TV-und anderen Medien- Diskussionen, sondern immer dieselben, die auf der Stelle treten und selbst weder Durchblick haben, noch die Schichten freilegen? (Iris Radisch, Susanne Meyer auf allen Kanälen). Ich meine z.B. Christa Mulack, Claudia von Werlhoff, Gudrun Nositschka und :-)Mary Daly??? Und hält stattdessen gezielt fest an der kollektiven Vernebelungstaktik?
Den Gott der Eva Herman dürften jene Frauen der bundesdeutschen Mütter-Heldinnen-Reise vermutlich gar nicht gesucht haben (ist er doch ein patriarchaler Gott), stolpern sie schon früh über die Schizophrenie jenes rosafarbenen "Flaggschiffes", welches selbst privilegiert gar nicht das lebt, was es predigt, sondern sich einen Dreck darum schert und absolut dem eigenen Spaßprinzip nachjagd! Erfolgsverwöhnt und an der Oberfläche schwimmend.
Aber noch weniger als in der Diktatur der Frommen, wäre die ideologische Beheimatung jener Frauen in jener feindlichen vereinigten Brüssel-Gender-Armada (angeführt von der schwarzbraunen Ursula) zu finden, bei jenen Lobbytanten und Damen, die alle Pöstchen besetzen, weil sie das Glück haben, dass daheim eine Groß-Mutter wirtschaftet.
Bei der einen ist es eventuell der mangelnde Intellekt, bei den anderen die fehlende Tiefe , die eigene Geschichte und Tradition der weiblichen Funktion im Universum aufzuarbeiten, denn sie übersehen leider die mächtigste Falle, die das Patriarchat ihnen zu bieten hat: dass es sich bei ihrer vermeintlichen Emanzipation und "Ebenbürtigkeit" um nichts anderes handelt als um ihre Assimilation innerhalb der männlichen Hierarchisierung. Und sie übersehen ferner, dass damit der Weg zum Ersatz der Mutterschaft geebnet ist und der Verlust des Zyklischen, nicht nur auf der persönlichen weiblichen Ebene. Was vergleichbar einschneidende Folgen und Auswirkungen für Mutter Erde haben wird, wie bereits die Radioaktivität, nämlich, dass ihre Selbstheilungskräfte unwiderbringlich zerstört werden.
Weder wurde bis heute die Stammesmutter ECHTER Wahlfreiheit geboren, noch die Einsicht gefördert, dass die angebotenen beiden Straßen für Frauen, für Kinder, ja für unser Leben Sackgassen sind. Allein eine Wiederbewußtmachung weiblicher Überlegenheit und Wertschätzung weiblicher Ressource würde ein lebenswertes Überleben sichern! Dann ergeben sich die notwendigen Maßnahmen, die Umkehr, wie von selbst!

Thema verfehlt?

Selbstverständlich sind wir den verschiedenen Göttinnen begegnet, jenen, die uns helfen wollten, unsere Träume auf dieser Erde zu verwirklichen, jenen, die uns abgebracht haben von beruflicher "Karriere" und die uns überlistet haben, in Bezogenheit zu leben und Kinder zu gebären und schließlich jenen, die uns noch einmal woanders hinziehen, haben wir ihnen in bestimmten Phasen nicht genug Beachtung geschenkt. Das Aus-dem-Weg-räumen von Hindernissen gehört selbstverständlich dazu. Aber mindestens jetzt sind die meisten Kontrahenten erledigt...als psychische Instanz allemal. Auf der gesellschaftlichen Ebene spielen sie noch eine Rolle. Der momentane Überbau des kapitalistischen Patriarchats ist immer noch MÄCHTIG! Auf der Geschlechterebene könnte es vielleicht heißen: zurück zu Metis? Zumindest haben Heldinnen erkannt, dass ihnen die großen beiden gängigen Linien weiblicher Selbstverwirklichung nur ein schlechtes Angebot machen!

Angesichts der Kämpfe, die wir hier in der BRD, in Europa und der sich verändernden Welt um die Existenz der Familie auszutragen haben, würde ich doch die Vermessenheit besitzen, von einer HeldInnenreise zu sprechen. Vielleicht relativiert auf Helden-Abschnitts-Reise. Streckenheldin/Held sozusagen. Derer gibt es Unzählige. Und sei es nur, im mütterlichen Alltag der vielfältigen Gewalt zu begegnen, mit Armut zurecht zu kommen, verdurstende Kinder zu begraben...Es ist auch schon "heroisch" für sich, dem üblichen Vorwurf zu widerstehen, man würde jammern! Eine Meute lauert unbarmherzig mit Schmäh und Lust am Schaden anderer.
Das Leben geht weiter. Trotz der Blessuren. Die Abenteuer auch. Die Erfahrungen des Mangesl (soziale Isolation, sozialer Absturz) und schicksalhafte Herausforderungen hatten ihren Sinn. Alles zusammen wird sich zu einer neuen Ordnung fügen? Hier und da flammt ein Muster auf, vernetzt über den Planeten. Unser kollektiver "Krieg" ist lang nicht beendet. Aber es stehen immer wieder Einzelne auf, um ein Stück zu siegen, sich selbst zu besiegen, und sich zu wandeln. Nein, eine Thea Dorn (die neue F-Klasse) ist nichtmal ein Held-chen!

B.E.P.
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"Essenz" und Schluß. Teil II

Post by B.E.P. »

deshalb spann ich den Bogen des Erkennens meines unangenehmen Charakters zur Prognose, dass sich derartige fehlgeleitete Individuen sehr bald in nicht gekanntem Ausmaß hier in Europa, aktuell im zukünftigen Deutschland, breit machen werden, insbesondere mit Hilfe der neuen Krippenpolitik!
Natürlich habe ich früher einmal Alexander Lowen "studiert"...und stur die Selbsterkenntnis verleugnet. Zumindest auf einer Komponente ein "oraler Charakter" zu sein. Stattdessen die eigene Mutter zu idealisieren und zu entschuldigen. (Ihr Weg ihres eigenen Schicksales und das der vielen anderen ebenso Betroffenen wird heute abend in der ARD in der Darstellung Maria Furtwänglers eindrücklich ins kollektive Gedächtnis zurück gerufen). Sogleich nach ihrer Flucht war sie bis fast siebzig noch erwerbstätig, hat später ihre mütterliche Abwesenheit kompensiert mit materiellen Gutmachungen.Ein häufiges Muster: auf den Mangel erfolgt "Verwöhung".

Der Bogen wird jedoch gleichzeitig geschlagen über den kulturellen Verlust der Mutter, des Mutterbildes im Gottesbild, und der damit manifestierten weiteren weiblichen Entwurzelung.

Die geplante Krippensozialisation wird zu einem Anstieg von zunächst Deprivierten und späteren Depressiven führen. Urvölker nehmen niemals eine frühe Trennung von Mutter und Kind vor. Denn nur eine reife Frucht trägt die Süße und kann sich vom Stamm lösen. Alle anderen bleiben "bitter".

Das mag auch meine Essenz meines eigenen mütterlichen Weges sein, untypischerweise eines Weges der Erd-und Aschenarbeit, des Versorgens anderer, aus dem man nicht fliehen konnte. Welcher Schaden daraus an den eigenen Kindern hervorgegangen sein mag, ist noch nicht abzusehen. Eine Gewichtung zugunsten der Hausarbeit und gleichzeitiger Vernachlässigung des Menschlichen bleibt bei Kinderreichtum nicht aus!

Selbstverständlich nehme ich das Buch "Körperausdruck und Persönlichkeit" von A.L. mit in die Therapie als auch den Adorno über den autoritären Charakter...Alles nochmal gründlich durcharbeiten :-)

Ist es typisch für einen "oralen Charakter", alles "selbst" zu ergründen? :)

Christina Thürmer-Rohr schreibt 1987 in ihren Essays: Das Vertrauen in den mann als Kulturträger und Wertsetzer ist verbraucht, sein moralischer Zerfall ist nicht länger zu kaschieren. Frauen sind nicht die Heilgebliebenen, die Unbefleckten. Ihre Beteiligung an der zynischen Entwicklung der Männergesellschaften ssteckt in den "normalen" Eigenschaften des weiblichen Sozialcharakters, der die prinzipielle Bejahung des Mannes und seiner Welt sicherstellen will. Der Lohn: ein Platz in seiner Welt. Die Frau bezahlt für ihr Dazugehören mit der permanenten Anstrengung der Realitätsleugnung: Wegsehen, beschönigen, ausblenden, so tun als ob..."Weiblichkeit" ist, ebenso wie "Männlichkeit", eine "historische Geschlechtskrankheit" , erworben nach männlichen Wunschvorstellungen an einem unfreien Lebensort. Die Ankündigung der Bejahung führt in die Heimatlosigkeit." Diese beklagt die Autorin nicht als einen Verlust. Heimatlosigkeit in der Männergesellschaft bildet vielmehr die Voraussetzung dafür, dass Frauen sich aus ihrer Mittäterschaft lösen.

"Therapie" ist um so schwieriger, wenn einem die Kenntnis der dynamischen Konzepte fehlt.

Das scheint mir, bei der heutigen "feministischen" Assimilationspolitik einer Frau von der Leyens und ihrer internationalen Gefolgschaft (bzw. umgekehrt, u.a. von Brüssels Genderpolitik diktiert) aber stark der Fall zu sein!!

Drum sehr empfehlenswerrt für alle hier Versammelten zu wissen: nicht nur der orale Charkter ist "verkehrt". Alle, die eines Gottes Schöpferischem entsprungen sind, tragen ihr Päckchen: der masochistische Charkter, der hysterische Charakter, der phallisch-narzißtische Charakter, der passiv-feminine Charakter, der schizophrene Charakter, der schizoide Charakter.

Gruß
B.E.P.

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