Reise des Helden im Tarot

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

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Post by Solitaire »

Hallo zusammen,

so, ich hoffe mal, dass noch keiner einen ähnlichen thread gepostet hat: wer hat sich dann einmal mit dem Motiv der Heldenreise in den 22 Großen Arkana des Tarots auseinandergesetzt? Hätte jemand daran Interesse, dieses Thema hier im Forum anzuschneiden oder gar zu vertiefen?
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Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Willkommen, Solitaire! Ich verstehe nicht viel von Tarot, obleich neben mir auf dem Schreibtisch ein (bislang eben unverstandenes) Rider Waite Tarot Deck liegt. Ich bin aber generell interessiert an Deutungsversuchen - warum nicht auch in Verbindung mit dem Motiv der Heldenreise, das sich ja praktisch auf jedes Symbolsystem anwenden läßt. Ich hatte bloß noch nicht die Muße, mich näher mit Tarot zu beschäftigen, da keine Gelegenheit vorlag (die hiermit gegeben wäre!) Beitragen könnte ich ggf. eine Deutung von Joseph Campbell.

P.S.: Woher stammt eigentlich deine Signatur? Ist der Satz von Konrad Lorenz?
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Draw a straight line and follow it - La Monte Young, Composition No. 10 (1961)

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2004-10-04 07:47 ]</font>

Solitaire
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Post by Solitaire »

Es gab mal von Hajo Banzhaf ein Buch mit dem Titel "Die Reise des Helden" einen Band zu diesem Thema. Ich habe das Buch noch und finde, es gehört mit zu den Besten, die er geschrieben hat. Vor einigen Jahren habe ich auch mal einen Tarotvortrag zu diesem Thema gemacht und da wurde mir erst mal bewußt, wie fremd dem Durchschnittsdeutschen doch die Idee der "Heldenreise" zu sein scheint. Da ich zu den Menschen gehöre, die ihre Vorträge immer frei halten, gibt es leider kein Manuskript zu diesem Thema mehr. Ich habe aber noch die Folien, vielleicht kann ich da mal was daraus "stricken".

Zu meiner Signatur: irgendwo habe ich mal gesehen, dass sie M. Gandhi zugeschrieben wurde, kann es aber leider nicht belegen.
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Post by Cybercoach »

Das Buch ist von Peter Orban. "Die Reise des Helden" und mittlerweile wieder neu als Taschenbuch aufgelegt.

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Post by Cybercoach »

Schaut mal hier für eine Reise des Helden bei Banzaf: http://www.tarot.de/content/etc.php?id=17

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Hallo Cybercoach & willkommen im JCF Forum!

Ich kenne das Buch von Peter Orban nicht. Er scheint ja eher über Astrologie zu schreiben. Banzhaf ist auch Astrologe, obwohl er in seinem Buch über "Die Reise des Helden im Tarot" vor allem tiefenpsychologisch argumentiert. (Stark von Jung beeinflusst, und wie man meinen könnte auch von Campbell, auch wenn er ihn, glaube ich, nur einmal zitiert bzw. eine Fußnote bringt.)

Vielen Dank für den Link zu dem Schema aus dem Banzhaf-Buch! Diese Version von dem Heroen-Zyklus/Hero's Journey ist der Ausgangspunkt für meine eigene (bescheidene & anfängerhafte!) Beschäftigung mit Tarot.

Ich komme beim Lesen von Hajo Banzhaf's Buch Die Reise des Helden im Tarot allerdings nur recht langsam vorwärts, obwohl es recht flott geschrieben und gut lesbar ist. Der Grund für das Schneckentempo: Ich lese zwischendurch in anderen Tarot-Büchern (insbesondere die Bücher von Rachel Pollack über das Haindl-Tarot). Ganz schön viel Symbolik, die es zu verdauen und in Bezug zum eigenen Leben zu setzen gilt!

Mir gefällt, dass dem Rider Waite Tarot (wie auch dem Tarot von Marseille) eine raffinierte traditionelle Ikonographie zugrunde liegt, die man lesen lernen kann. Natürlich sind auch im Haindl-Deck viele Bedeutungen regelrecht verschlüsselt, und man kann sich durch entsprechende Lektüre (Pollack) einen Zugang verschaffen. Haindl's Bilder haben jedoch zudem den Charakter von modernen Kunstwerken, zu denen man einen assoziativen Zugang finden muss. Die Bildbedeutungen lassen sich manchmal nicht so recht fassen, was aber Ausdruck eines sehr kreativen Prozesses ist.

(Auch das Crowley Tarot scheint mir z.T. wie ein modernes Kunstwerk zu funktionieren, obgleich mir einige Bilder hier zu direkt und gewissermaßen "freudianisch" sind. In allen vier Decks gibt es m.E. Stärken und Schwächen. Das Haindl-Deck liegt mir jedoch sehr, insofern er einfach ein toller Maler ist, und mich die dunklen Bilder sehr ansprechen. Für jemand wie mich, der sich für vergleichende Mythologie und unterschiedlichste Kulturen interessiert, ist das Haindl Deck wahrscheinlich das geeignetste. Immer jedoch, wenn ich mich in den Haindl'schen Labyrinthen ein wenig verloren fühle, kehre ich ganz gern zu den klaren Bildern von Rider Waite zurück!)

Ich werde, sobald das Bild etwas klarer geworden ist, an dieser Stelle ein paar Ideen posten. Und vielleicht hilft ja auch der Besuch eines von Solitaires Vorträgen oder ein Besuch beim Tarot-Stammtisch...


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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-07-16 16:17 ]</font>

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Post by Cybercoach »

Hallo Martin,
Peter Orban geht das auch tiefenanalytisch an.
Ich war sehr angenehm überrascht, hier NICHT auf den üblichen astrologischen und Karten-Hexen "Hokuspokus" zu stoßen. Sehr lesenswert ! Herrn Banzhaf habe ich noch nicht gelesen, kann ja auch nicht alles auf einmal machen.

Zu Crowley: Crowley war ja bekanntermaßen praktizierender Tantra-Yoga-Mystiker, von daher überrascht mich "freudsche" Symbolik garnich bei ihm <IMG SRC="/forum/images/smiles/icon_smile.gif">

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Vielleicht muss ich ja doch noch mal in Orbans Buch reinschauen. Und ich hatte schon überlegt, ob Du vielleicht bloß die Titel verwechselt hast!

Nein, überrascht hat mich die Freudianische Symbolik bei Crowley auch nicht. Nur manchmal kommt sie doch etwas plump daher. (Daß läßt sich allerdings vielleicht auch von manchen Hofkarten im Haindl-Tarot sagen, so sehr ich dieses Deck insgesamt liebe.)

Mit Astrologie und modernen Hexen kenne ich mich nicht aus. Im Prinzip habe ich aber Respekt vor Versuchen, verlorengegangene Zugänge neu zu beleben. Dass manches dabei scheitern muss, ist ja vorhersehbar. Solange jemand nicht zu sehr missionierend oder gar ausbeuterisch auftritt, es sich vielmehr um ein ernsthaftes Suchen handelt, sehe ich die verschiedenen Versuche, Natur und Mensch "von Innen" zu verstehen als eine eigene moderne "Hero's Journey".

Man sollte sich einfach mit dem beschäftigen (offen und zugleich nicht kritiklos!), was einen am meisten anspricht. Allerdings: Tiefenpsychologie liegt auch mir persönlich sehr. Auch ich kann damit tiefer in die Symbole eindringen, als mit vielen anderen Methoden. Ich sehe sie als ein Instrument, dass wie jede Methode auch seine Schwächen haben mag, jedoch für den durch Rationalismus abgebrühten, und manchmal überheblichen modernen westlichen Menschen ein ganz neues Verständnis der alten Symbole ermöglicht hat.

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-07-17 12:59 ]</font>

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Post by Cybercoach »

Hallo Martin,
mit "Hokuspokus" meinte ich die "Show" die manche Pseudo-Hexe(r)n aber auch moderne "Trainer" und Psychologen hinlegen, z.B. Emil Ratelband mit seinem unerträglichem. CHAKA !!!

aber auch das vollgequatscht werden mit "esoterischem Fachwissen" um Eindruck zu schinden.

Ansonsten habe ich grossen Respekt vor jede(m)r Mann/Frau die sich mit diesen
sehr wichtigen Dingen beschäftigt.

Dies sagt Dir ein Physiker und Mathematiker, der weiss, wie "magisch" es in der modernen Physik zum Beispiel zugeht <IMG SRC="/forum/images/smiles/icon_wink.gif">

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Ah, verstehe! Die Show-Leute mag ich im Allgemeinen auch nicht so... (Obwohl ich niemals was von Emil Ratelband gehört habe. Aber Chaka-Chaka ist ja schon Allgemeingut.)

Und Du bis also einer dieser modernen Magier - Mein Respekt!

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-07-17 13:32 ]</font>

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