Jezus ein Magier statt Held?

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

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Gerard
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Post by Gerard »

Steppenwolf schreibt:

Beim nochmaligen Durchlesen (der Bibel) fällt mir auf, dass die Passage eine Umkehrung der gängigen Mythologie des Abendmahls ist.
In Vertretung Jesu und ritueller Wiederholung des Abendmahls reinigt der Priester durch die Gabe der Hostie den Sünder, auf dass der Heilige Geist in ihn fahre. Beim originalen Abendmahl reichte Jesus das Brot dem Jünger, worauf der Satan in ihn fuhr. Normalerweise trieb Jesus bekanntlich die Dämonen aus. Hier spricht er im Namen des Satan „Was du tust, das tue bald!“ Und es war Nacht...

Kennt jemand eine theologische oder – besser noch – eigene Deutung dieser Stelle?

Meine Reaktion:

**** Das 'besser noch - eigene Deutung' gefaellt mir sehr (smile). Leider aber habe ich keine wirkliche Antwort. Dazu kenne ich mich nicht gut genug aus. Aber wenn du eine eigene Deutung mast, habe ich noch was fuer dich. Mich beschaeftigt die letzte Zeit eine ziemlich andere Hypothese mehr, nl.;

Wir gehen eigentlich davon aus das Jesus passt im Archetyp vom Maertyrer/Helden, das hat die Kirche so gewollt, das ist klar. Das heisst meiner Meinung nach aber auch das auch das eine bewusste Wahl war un das das ein 'Konstrukt' gewesen sein kann. Wenn mann gut hinschaut passt Jezus m.m.n. viel besser im Archetyp vom Magier. DAS war er m.m.n. nach. Aber fuer die Kirche war das eine unmoegliche Gestalt. Deshalb hat man ein Held aus ihm gemacht.

Denn was ist im Archetyp vom Magier:

1) er ist ein Heiler
2) er ist ein Seher
3) er vermittelt zwischen Gott/Goettlichen Maechten und dem Menschen
4) er fuehrt Unwissende zur Kenntnis
5) er zeigt den Weg nach dem Jenseits
6) er arbeitet mit Ritualen, Spruechen und symbolischen Handlungen und Bildern
7) er glaubt an die Kraft seiner eigenen 'Magie'
8 er ist fysisch verletzbar
9) er hat besondere Kraefte
10) er spricht zu und von Hoeheren Maechten aus
11) er ruft (Lebens) energie hervor
12) er ist oft in Einsamkeit und/oder alleine
13) er steht ausserhalb der gewoehnlichen Strukturen
14) er ist ein Einzelgaenger
15) er glaubt in sich selber und weiss was er will und warum
16) er versteht exakt seine eigene Situation
17) er empfaengt Gotteskraft um seine Ziele erreichen zu koennen
18) er ist Botschafter von hoeheren Maechten
19) er 'arbeitet' mit Weihrauch, Oelen, Kelchen usw.
20) er ueberwindet die Angst
21) er wird oft nicht verstanden
22) er verwendet seine 'Magie' fuer Andere
23) und wie zB Merlin auch - es muss nicht immer gut mit ihm enden

Das sind alles 'Eigenschaften' vom Magier. In eurer Diskussionsgruppe habt ihr geredet ueber den Tarot. Vielleicht ist das was Neues dazu?



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<font size=-1>[ This Message was edited by: Gerard on 2006-05-15 16:13 ]</font>

steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Hallo Gerard, ich finde es schön, dass wir offensichtlich dieselben Themen interessant finden.
Mir war diese Eigenart des Abendmahls zum ersten Mal aufgefallen. Ich habe bisher noch nie gelesen, dass sich darüber jemand Gedanken gemacht hätte. Es ist aber für mich unvorstellbar, dass andere nicht über diese Stelle gestolpert wären. Eine wirklich befriedigende Deutung habe ich nicht.

Wenn man das ganze aber weiter denkt, kann man leicht zu einem sehr blasphemischen Schluss kommen. Er hätte einfach auf Judas zeigen können und sagen: „Es ist Judas, der mich verrät“. Stattdessen sagt er: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. [...] Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.“ Warum so kompliziert, wenn er es doch letztendlich für jeden deutlich zu verstehen gibt?

Am Anfang des Abendmahls sagte er seine bekannten Worte: (Markus 14:22) Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: „Nehmet; das ist mein Leib.“ Jesus muss diese Worte vorher gesagt haben, denn Judas war dabei und verschwand direkt nach seiner Enttarnung. Der Bissen muss dieser Leib gewesen sein, denn etwas anderes als ungesäuertes Brot mit bitteren Kräutern gab es zu Passah nicht. Diesen, seinen Leib nimmt Jesus also, „tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und als der den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn.“
Nochmal: Als Judas den Leib Jesu nahm, fuhr der Satan in ihn. Wie ist diese Allianz zu verstehen? Wer hat hier Macht über wen? Satan über Jesus oder Jesus über Satan?
Es ist ja nicht nur die Frage, um wessen Leib es hier geht. Wie wir wissen, steht geschrieben (Matthäus 4:4; 5. Mose 8,3): «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.» Und was geht in dem Moment aus Gottes Mund? „Was du tust, das tue bald!“

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ ist die Antwort, die Jesus dem Satan in der Versuchungsgeschichte gibt. Diese endet bei Lukas 4:13 „Und als der Teufel alle Versuchungen vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeitlang.“ Er war also doch ein ständiger Begleiter auf dem Weg Jesu. Der Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln, konnte Jesus zwar widerstehen, aber wenig später verwandelt er aber Wasser zu Wein, nur um anderen Menschen die Chance zu geben, sich zu besaufen. Natürlich kann man diese Bibelstelle auch anders deuten. Aber auch da war es Nacht.

Ich hatte an anderer Stelle gesagt: „Dass Judas ein Zelot, ein aufständiger Rebell gegen Rom, war, der Jesus zum Handeln zwingen wollte, ist vielfach vermutet worden. Ihm kommt also bestenfalls der Archetyp des Versuchers zu, der auch an anderer Stelle in der Bibel erscheint.“ Vielleicht hat ja auch der Satan den Jesus versucht, den Judas zu versuchen? Vielleicht war die Versuchung stärker, ewig als anbetungswürdiges Opferlamm gepriesen zu werden, anstatt als einer von vielen namenlosen Wanderpredigern vergessen zu werden. (Lukas 4:5Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick 6und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, wem ich will. 7Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.) Und es war [wiederum] Nacht.

Zu so einer Deutung könnte man kommen, wenn man nur die Bibel nimmt. Da braucht man nicht mal ein Thomas- oder Judas-Evangelium. Diese Deutung ist auch nicht historisch. Sie nimmt die Bibel nur als Produkt des Kollektiven Unbewussten mit Archetypen als Protagonisten. Das waren auch nur erste Ideen einer Möglichkeit der psychologische Deutung. Historisch sehe ich die Kreuzigung Jesu übrigens ganz anders. Aber dazu ein andermal.


steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Hi Gerard, ich wollte mich noch zum zweiten Teil Deines letzten Beitrags äussern.
Ich finde, ist hier sehr schwierig, die Ebenen genau trennen. Das, was in der Bibel steht, ist das, was auf die Gläubigen wirkt. Hier ist der archetypische Charakter der Jesusfigur, unabhängig von seiner historischen Wahrheit und dem historischen Interesse der Kirche, ein bestimmtes Bild zu vermitteln.
Wenn wir also die Bibel als das sehen, was es meiner Meinung nach ist – eine mythologische Schrift, kommen wir sicher zu anderen Schlussfolgerungen als wenn wir historisch-kritisch die Rolle Jesu betrachten.
Ich denke, dass sich in Jesus der Archetyp des Magiers mit dem des Helden mischt. Das mag im Interesse der Kirche gelegen haben, aber das ist das, was wir nun mal haben. Ich denke aber, dass sich vieles, was Du in Deiner Liste angibst (z.B. er hat besondere Kräfte, er ist ein Einzelgänger, er überwindet die Angst) auch für den Helden zutrifft. Besonders in der Johannes-Apokalypse wird die Heldenrolle besonders deutlich.

Auf der historischen Ebenen stimme ich mit Dir überein, dass die Bibel zum Teil ein Konstrukt ist, um ein bestimmtes Bild zu vermitteln. Interessant finde ich ja Deinen letzten Punkt „es muss nicht immer gut mit ihm enden“. Ein überzeugter Christ würde Dir hier sicher widersprechen, da die Geschichte ja mit der Auferstehung endet. Mir geht es aber ähnlich.
Auf der mythologischen Ebene haben wir ein fragwürdiges Menschenopfer, auf der historischen Ebene einen gekreuzigten, aufrührerischen Rabbi, dessen Vernichtung in einen Sieg uminterpretiert wurde. Um den Hauch des Verdachts einer Niederlage zu unterdrücken, wurde dies sogar zum Zentrum des Glaubens erhoben, wobei viele Lehren zu kurz kamen. Ich werde vielleicht noch ausführlicher zu diesem Thema schreiben. Du hast ja in dem Judas-Strang schon angedeutet, dass Du ein ähnliches Bild von der historischen Entwicklung des Jesus-Mythos hast.
Gerard, wie wäre es, wenn wir uns mal richtigen Mythen zuwenden, z.B. Gilgamesch-Epos oder Altes Testament. Im Neuen Testament finde ich die Ebenen schwierig zu trennen, weil vieles konstruiert mit einem historischen Anspruch ist.


Gerard
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Post by Gerard »

Hallo Steppenwolf. (Schoene Name uebrigens - Hesse)

Stimmt schon. Es ist besonders schwierig das Eine und/oder das Andere zu trennen. Wie es war, wie 'man' es gemeint hat, auf welche ebene man spricht, was die Kirche bzw. hersteller der Bibel daraus gemacht haben und vor allem wie man Symbole interpretieren soll - das ist sehr schwer und/aber deshalb auch manchmal so interessant. Zu die Judas-interpretation: wenn ich alles lese was Judas angeht hab ich sogar manchmal die Idee das Jesus Judas angedeutet haben koennte. Das er sagt: deine Aufgabe ist es mich zu "Verraten" weil du als Einziger mich wirklich verstehst. Jedenfalls scheint mir das viele Andere zB Petrus und die schlafenden noch keine Ahnung haben was wirklich los ist. Vielliecht hilft dir auch Matth. 27, verse 3, worin es heisst: 'Toen kreeg Judas, die Hem verraden had, berouw...weil er sah DAS ER VERURTEILT WAR'! Also anscheinend war das nicht Judas'absicht? Hat man die 'Umkehrung' worauf du zeigst vielleicht in der Kirche, spaeter, so gebraucht um Judas/Juden die schuld geben zu koennen? Judas war, wenn ich mich recht erinnere, anders als die andere Apostln, aus Einzige aus eine ganz andere Gegend von Palestina. Seine Name, Iskariot, 'beweist' das. Kan das was damit zu tun haben?


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Gerard
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Post by Gerard »

Zum Thema Magier:
Wenn ich an Jesus denke, denke ich spontan als erstes an: - Verbindung zwischen Gott und Menschen - 'Wunder' tun - Heilen - oft Ritualen und Sprueche verwenden - nicht verstanden werden. Das sind meiner meinung nach mehr Magier-aspekte als Held-aspekte. Der Held Jesus ist mehr ein Martyrer als ein Held. Obwohl das ganz gut zusammen gehen kann. Im Nahen Osten ist das immer noch ein hohes Ziel. (Siehe Palestinenzer zB). Das die Kirche spater nichts nachgelassen hat um vor allem ein Maertyrer aus ihm zu machen, nehme ich dann im kauf. Mann hat ein Reich gebaut auf Mitleid. Und ob das dann so spirituell ist? Dann underscheidet das Glauben sich nicht mehr wesentlich an was viele Ideologien auch tun. Das macht der Sozialismus zB auch.

Jesus sah sich selbst mmn nicht soher als Held oder als Maertyrer, mehr als Leher/Magier.

Ich glaube also das wir / das Christentum ein Magier als vorbild hat!!!

Was die Konsequenzen dann sind, das ist eine eigene Diskussion wert. Was macht mann anders wenn man ein Magier nachfolgen will statt ein Held?



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<font size=-1>[ This Message was edited by: Gerard on 2006-05-21 12:07 ]</font>

Gerard
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Post by Gerard »

Gerne rede ich mich dir und die Andern ueber ein 'richtigen' Mythos. Darf ich auch ein Vorschlag machen? Mich interessiert umheimlich der Mythos 'Die Reise van Inanna in der Unterwelt', auch aus Summerien. Dann gehts Mal ueber eine starke Frau, statt ein Mann-Held. Ich oeffne ein neuer "Thread" ueber Inanna, OK?

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steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Aus dem von Dir zitierten Text könnte man auch herauslesen, dass er nicht wusste, was er tat. Im folgenden die Stelle noch mal auf deutsch:
3Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, daß er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück 4und sprach: Ich habe Unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! 5Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich. 6Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht recht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld. 7Sie beschlossen aber, den Töpferacker davon zu kaufen zum Begräbnis für Fremde. 8Daher heißt dieser Acker Blutacker bis auf den heutigen Tag. 9Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: «Sie haben die dreißig Silberlinge genommen, den Preis für den Verkauften, der geschätzt wurde bei den Israeliten, 10und sie haben das Geld für den Töpferacker gegeben, wie mir der Herr befohlen hat» (Jeremia 32,9; Sacharja 11,12-13).

Er könnte von Jesus angestiftet worden sein, weil er ihn verstand oder gerade, weil er nicht ahnte (wie die Textstelle nahe legt). „Dreißig Silberlinge“ war übrigens der Preis für einen Sklaven. Er könnte vom Satan versucht oder ein Zelot gewesen sein. Wir werden es nie erfahren. Für mich ist das Entscheidende, dass so viele Leute mit unterschiedlichem Interesse an der ursprünglichen Überlieferung herumgefälscht haben, dass sie in sich nicht stimmig ist, weder historisch, noch psychologisch oder mythologisch.


Gerard
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Post by Gerard »

In 'mein' Bibel ist der urspuengliche Text eine Nuance anders uebersetzt, aber eine Nuance mit grosse Folgen. Es heisst in Matth 27: 'Toen kreeg Judas, die Hem verraden had, berouw, daar hij zag, dat Hij veroordeeld was (!!!!), en hij bracht de 30 zilverlingen terug..." usw. Ich glaube ihr versteht das Hollandisch auch, es liegt ziemlich nah ans Deutsch heran. (Mann sieht: die Deutsche Sprache ist aus die Hollaendische hergekommen - smile). Was auffaelt ist das in Holl. Bibel 'zum Tode' nicht dabei steht. '.. er sah das Er 'verurteilt' war.

Jezus' groesste Feinde waren die Zeloten usw. Er war eine Bedrohung fuer die damalige 'Kirchliche' Behoerden mit seine Lehre. Judas' Feinde waren die Roemer. Die Zeloten un die Roemer hatten Gemeinsame Sachen, nl. ihre eigene Positionen zu behalten.
Was ich aus die Sache hole ist das ich denke das das Ziel Judas war ein Aufstand gegen die Roemer aus zu loesen. Er dachte: wenn Jezus gefangen genommen wird und verurteilt von die Roemer, wird ein gewaffneter Aufstand ausbrechen. Die Roemer habens aber durchschaut und haben die Verurteilung die Zeloten ueberlassen. Und die habens gerne getan. Damit hatte Judas nicht gerechnet.

Ich nehme an Jezus hat das alles vorgesehen und es so 'gelassen'. Er hatte ja SEINE Ziele. Wenn Judas sieht das sein Plan nicht klappt versteht er was er getan hat und die Rolle der Zeloten und schmeisst das Geld zurueck.

Was ich am meisten hieraus lerne ist was die Kirche spaeter aus die Geschichte gemacht hat. Ich meine nicht das Unethische und Unmoralisme in dem sie Judas nur als Verraeter dar stellen, aber wie stark Archetypen sind. Intuitief oder ganz bewusst haben die Hersteller der Kanon der Buecher der Bibel die ganze Geschichte in die Muster von Held, Helfer, Verraeter usw geformt, und schau wie es Jahrhundertelang funktioniert hat!

Jezus' Geschichte war mit sein Tod am Kreuz zu Ende, aber die Mythologie ist soo stark das die Rueckkehr und Auferstehung dann noch hinzugefuegt wurde. 'Nur' weil man den Weg vom Helden als Basismuster nam.

Haette man den Weg vom Magier 'genommen', waere es ganz anders ge-endet. Dann war nicht das Leiden Leitmotiv vom Christentum geworden, sondern das Spirituelle, das Geistliche.

Ausserdem war das Christentum ein bisschen froehlichere Religion gewesen, denn von Magier ist u.a. bekannt das die im Allgemeinen mehr Lust und Freude am Leben haben als die meist tierisch ernsten und mit Schuld und Leiden besetzten Folger von Christus. Aber das zur Seite.


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emporda
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Post by emporda »

Gerard wrote:Gerne rede ich mich dir und die Andern ueber ein 'richtigen' Mythos. Darf ich auch ein Vorschlag machen? Mich interessiert umheimlich der Mythos 'Die Reise van Inanna in der Unterwelt', auch aus Summerien. Dann gehts Mal ueber eine starke Frau, statt ein Mann-Held. Ich oeffne ein neuer "Thread" ueber Inanna, OK?
Frühzeitdatierungen sind schwierig, man kann nicht wie Bischof Ussher 1650 n.C. einen beliebigen Kalender in die Frühzeit rückschreiben. Damals hatte jede Kultur eigene Zeiten und Kalender, die von Sparta und Athen unterschieden sich gravierend um bis zu 1 Monat pro Jahr und wurde willkürlich angepasst. Selbst bei der Einführung der Eisenbahn gab es im Bodenseeraum noch 5 verschiedene Tageszeiten. Einige Volksgruppen nutzten damals einen Mondkalener von 354 Tagen, andere einen Sonnenkalender von 364 Tagen. Nur wenige teilten das Jahr in 12 Perioden ein gemäß dem lateinischen Bruch von 1/12, der hebräische Gezer-Kalender hatte nur 7 Perioden. Die zeitliche Einordnung alter Dokumente ist nur sinnvoll, wenn der Ort der Aufzeichnung mit den jeweiligen Zeiten bekannt und diese willkürliche Skala an astronomischen oder zeitlich gesicherten Fakten zu eichen ist. Die Zeitenwende und Geburt Christi wurde erst 525 n.C. vom Mönch Dionysius Exiguus festgelegt, bis dahin hat man mit diokletianischen Zyklen oder auch metonischen Zyklen zu 19 Jahren gerechnet. Frühe Kirchenväter wie St. Irenäus und Tertullian hatten sogar noch auf das Jahr 3 v.C. getippt. Die Zahl NULL und damit das Jahr war noch viele Jahrhunderte unbekannt, erst ab 1300 n.C. wurde die heutige Zeitenwende langsam publik.

Die Konsequenzen werden gerne übersehen. Die frühen Christen lebten zeitlich gesehen z.B. im Frühjahr des x.ten Regierungsjahres von König Dingsda, im Buch der Könige des AT durchaus üblich. Stirbt König Dingsda beginnt die Zeitrechnung neu mit dem 1.ten Regierungsjahr von Sohndingsda, da weder NULL und noch Dezimalsystem existieren. Damit war es unmöglich zeitliche Abstände zu berechnen oder einen Kalender zu definieren. Jede Addition oder Subtraktion der Regierungszeiten von Potentaten war besonders bei unterschiedlichen Kulturen falsch. Woher sollten die Schreiber religiöser Texte in den Klöstern wissen, was vor x Generationen in einem fernen Land geschah, dass sie weder kannten noch Beschreibungen darüber hatten mit Angaben zur Vegetation, Tierwelt, Geographie, Sozialgefüge und Machtverhältnissen. Was also sollte man darüber schreiben wenn nicht in Gleichnissen frei und lustig drauflos phantasieren.

König Herodes (basileus) stirbt nach langem Siechtum im April 4 v.C. Der vorgesehene Nachfolger Antipater wird wegen Hochverrat 5 b.C. hingerichtet. Der Sohn Antipas (20 v.C. - 40 n.C.)wird Regionalherrscher (tetrarch) von Gallilea und Perea (Westbank) bis zur Verbannung nach Lyon 39 n.C. Etwa 34 n.C. heiratet er seine Schwägerin Herodias, deren Intrigen ihm den Thron kosten. Der Sohn Antipas exisitert in der Bibel nicht, Herodes regiert dort etwa 80 Jahre bei nur 69 Jahren Lebenszeit. Der Sohn Archelaus (23 v.C. – 18 n.C.), wird auf Weisung von Kaiser Augustus nur nationaler Führer (ethnarch) von Samaria, Idumäa, Judäa und wegen Unfähigkeit 6 n.C. nach Vienne in Gallien verbannt. Während Archelaus nach Rom reist, kommt es unter Führung von Judas, Simon und Athronges zu Aufständen, die durch 4 Legionen unter Publius Quinctilius Varus niedergeschlagen werden, Judäa, Samaria und Idumea werden zur römischen Provinz.

Ein Jesus ben Stada war ein Agitator, den römische Soldaten als Störenfried in Lydda 15 km vor Jerusalem kreuzigten, was spätere religiöse Phantasten für ihre Jesuslegende nutzten. Ein Aufstand gegen die Römer 66 n.C. war schnell beendet, Qumram fiel 68 n.C., der Tempel in Jerusalem 70 n.C. und die Bergfeste Massada 73 n.C. Im Anschluss an den Aufstand wurde das Land säkularisiert, Tempel und Priester existierten nur noch im Untergrund. Die religiösen Phantasten der hebräischen Tempelkultur sind nicht in die Welt gezogen das Christentum zu verbreiten, sondern um die eigene Haut zu retten.

Der letzte Sohn Philippos (20 v.C. – 34 n.C.) regiert als Regionalkönig (tetrarch) Itureäa und Trachonitis. Unter Kaiser Tiberius Caesar Augustus (42 v.C. – 37 n.C.) übernimmt der Herodes Enkel Agrippa I im Jahre 37 n.C. die Regentschaft des Philippos, unter Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus (12 n.C. – 41 n.C.) die Gebiete des Antipas und unter Kaiser Tiberius Claudius Nero Germanicus (10 n.C. – 54 n.C.) auch noch die des Archelaus. Publius Sulpicius Quirinius (45 v.C. – 21 n.C.), römischer Proconsul in Syrien hält 6 n.C. in Judäa und Samaria eine Volkszählung zur Steuerschätzung ab wie bereits 14 Jahre vorher in den Provinzen Syrien und Judäa. In Galiläa gab es in römischer Zeit keine Volkszählung. 1961 n.C. wurde in einer Höhle am Toten Meere ein römisches Steuerformular von 127 n.C. gefunden, Volkszählungen zur Steuerschätzung sind in Ägypten und Babylon seit 3050 v.C. bekannt. Josef und Maria hätten nur als römische Bürger nach Bethlehm reisen müssen um dort vorhandenen Besitz zu reklamieren, ein Familienmitglied hätte nur direkt unter Publius Sulpicius Quirinius verurteilt werden können. Die religiöse jüdische Führung mit Kaiphas besaß zur Zeit Jesu nicht das Recht auf Kapitalgerichtsbarkeit, formaljuristisch widerspricht das in der Bibel geschilderte Verfahren zeitgenössischen jüdischen Rechtsgrundsätzen.

Nichts vom Jesus-Mythos ist real, Herodes stirbt in der Bibel in Mt 2:15 als Jesus in Ägypten ist, Archelaus wird König in Judäa (Mt 2:22), aber der tote Herodes regiert in der Bibel noch 42 Jahre weiter. Maria gebar nach Origenes Adamantius in seinem Contra Celsum 1:32 einen unehelichen Bastard des Soldaten Panthera. Der Grieche Celsos (um 180 n.C.) berichtet Jesus gibt sich fälschlich als Sohn einer Jungfrau und armen Handarbeiterin aus. Sie wurde von ihrem Mann wegen Ehebruch verstoßen und hat heimlich Jesus geboren. Der ist als Tagelöhner nach Ägypten gegangen und hat sich dort an Zauberkräften versucht. Zurückgekehrt bildet er sich viel auf diese Kräfte ein und erklärt sich als Gott. Flavius Josephus nennt für diese Zeit 25 Personen mit Namen Jesus. Talmud Historiker sehen in Jesus nur eine Kopie der älteren Yeshu Ben Pandira Legende. Dagegen berichtet Simeon ben Azzai, ein bekannter Rabbi um 100 n.C., von einer Aufzeichnung in Jerusalem, in der ein „so-und-so“ als Bastad einer verheirateten Frau geboren wurde.

Erstmalig nennt Irenäus von Lyon in seinen Schriften ab 180 n.C. die 4 zentralen Evangelien des Neuen Testaments, das Markus-Evangelium als das Alteste war da noch keine 90 Jahre alt. Es entstandt folglich 3 Generationen nach der Zeit der Handlung. Neben einer auffallend peinlichen Unkenntnis der Geographie von Palästina läßt Markus seinen Buchhelden Jesus in Kapitel 7 aus der Septuaginta Dinge zitieren, die dort gar nicht drin stehen. Nazareth nahe Jerusalem existiert zu Jahrtausenwende noch nicht, der Talmud und Flavius Josephus listen in Galiläa 63 Orte auf etwa 2.500 km² Fläche mit Yafa Japhia nur 1 km südlich Nazareth bei umfangreichen Gräberfunden in der Neuzeit. Der Name Nazareth taucht erstmals nach 200 n.C. in den römischen Evangelien auf. Es gab niemals eine Volkszählung in Galiläa, Jesus ben Stada stammte nicht von Josef und Maria ab und war somit kein Nachkomme Davids, die jungfräuliche Geburt als Übersetzungsfehler kopiert die Kirche 431 n.C. inhaltlich aus Heidenkulten.

Kirchen in Coulombs, Le Puy-on-Velay/Chartres, Besancon, Langres/Marne, Conques/Aveyron, Fecamp/Seine-Maritime besitzen als Reliquie die Vorhaut Jesu, alle sind oder waren 150% echt und für DNS Analysen nicht erreichbar. Es ist schlimm genug für Jesus ein Freak mit 6 Pimmeln zu sein, schlimmer ist es als Christ vor solchem Quatsch auf den Knien zu kriechen und dafür zu bezahlen - nach päpstlichem Dogma die Pflicht eines jeden gläubigen Christen.

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