Inanna, eine starke Frau, geht freiwillig (!) in die Unterwe

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

Gerard
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Post by Gerard »

Die wichtigste Goettin in Sumerien war Inanna. Sie ist die Goettin der Fruchtbarkeit (also auch sex), jung, wild, energisch, auffordernd, selbstbewusst. Eine Frau die weiss was sie will und nimmt was sie will. Also so ungefehr in alles das Gegenteil von die devote untertaenige Maria-Mutter im Bibel. Sie ist Koenigin und Goettin. Ihre Schwester Ereschkigal ist Goettin der Unterwelt (Auch eine Frau also!). Manche Schreiber sagen: sie ist Inanna's Schatten (- Jung!)).

Eines Tages nimmt Inanna sich vor Ereschkigal zu besuchen. Sie geht freiwillig in die Unterwelt. Eine sehr sehr gefaehrliche Reise, voller Symbolik und Deutungen. Sie muss fuer den Anfang mal alles Wertvolles ablegen was sie hat. All ihre Koenigliche Zeichen, ihr Schmuck usw usw. Jedes Mal ein bisschen mehr. Bis sie nackt geht. Sie muss sich buecken unter 7 immer kleiner werdenden Toren. Bis sie ihrer Schwester tatsaechlich auf ihrem Thron begegnet. Wie es dann weiter geht? Die ganze Reise bis zum Thron, der Anlass, was mit Inanna geschieht bei und nach der Begnung ihrer Schwester, ob und wie sie zurueckkommt in die Oberwelt und wie es ihrem Mann ergeht, das ist eine lange Geschichte. Es gibt sogar Aehnlichkeiten mit Jesus' Geschichte! Bitte gib auf Google 'Inanna' ein und finde es heraus. Die Deutsche Sprache ist ziemlich schwierig fuer mich.

Warum finde ich diesen Mythos so interessant? Weil es um eine sehr starke bewusste Frau geht, von Kopf bis Fuss emanzipiert (schon damals im Mitten Osten!), die eine Reise anfaengt wovon man normalerweise nicht zurueckkommen kann. Ist das die genauso (oder sogar noch mehr) gefaehrliche Reise nach Innen?



Der Reise vom Helden wirdt oft als Maennerreise dargestellt. Ein Mann der in der Oberwelt kaempft, streitet, meist fysisch, Monster ueberwinnt, usw usw. Das ist sehr sichtbar. Die Reise nach Innen scheint nicht so spektakulaer, aber stimmt das?

Sind Frauen nicht viel mehr als Maenner (im Allgemeinen) geneigt die Reise nach Innen zu machen? Und ist Inanna nicht Die Heldin die das Anfaengt? Freiwillig sogar?

Und wichtig: was ist der Unterschied zwischen Inanna vor der Reise und Inanna nach der Reise? (Wie/was) Hat sich (sich) geaendert?







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....and her laughter was pure delight and mischief: 'This, Enki, you will never find out!'



<font size=-1>[ This Message was edited by: Gerard on 2006-05-21 12:42 ]</font>

SiCollier
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Post by SiCollier »

Es gibt sogar Aehnlichkeiten mit Jesus' Geschichte!
Eine ganz kurze Antwort (weil ich mich erst mal schlau machen muß): In dem Buch, das ich soeben ausgelesen habe, wird genau diese Parallele angesprochen. (Margaret Starbird „The Woman with the Alabaster Jar. Mary Magdalen and the Holy Grail“).

Inanna wurde in sumerischen Fruchtbarkeitsriten wohl als „Schwester“ und „Braut“ bezeichnet. Ihr Ehemann Dumuzi als „Schäfer“ und „treuer Sohn“ - Bezeichnungen, die später auch für Jesus Verwendung finden!


Zitat aus dem erwähnten Buch (selbst übersetzt):
„Der König wurde als erwählter Sohn auf Grund der Tatsache, daß die Gottheit ihn in seiner Mutter Schoß geformt hatte. Er wurde für seine Rolle gesalbt, was seinen rituellen Tod und Begräbnis einschloß: es war die Pflicht des Königs, mit seiner Göttin vereint zu sein, Mutter Erde (Inanna). Nach der Hochzeit wurde Dumuzi rituell gefoltert, getötet, und begraben, um so die Erneuerung von Getreide und Herde zu sichern. Der König durfte nicht alt oder schwach werden, oder seine Kraft oder Vitalität verlieren, denn das Leben der Menschen spiegelte sich in dem seinen wider. Wenn seine Kraft und Vitalität schwanden, so taten dies auch die der Menschen.
In einigen Riten wurde der gefolterte König begraben und dann nach einer bestimmten Zeit wieder auferweckt, in der Regel drei Tagen. Die Texte der Liturgie schließt die Totenklage von Inanna ein, der Göttin Suche nach dem verlorenen Gott, und einen Ausdruck von Freude bei seiner Rückkehr. ... (Seite 42)
Zitatende

Interessant die Parallelen zu den Evangelien! (In dem Buch wird die Geschichte im Zusammenhang mit der „Lost Bride“, der „Verlorenen Braut“ Jesu erzählt und im folgenden das Johannes-Evangelium zitiert. Wie schon der Buchtitel andeutet, geht es darum, Maria Magdalena als diese „Verlorene Braut“ zu identifizieren.

* * *

Die von Dir erzählte Geschichte ist mir schon mal begegnet, vielleicht sogar in einem Buch von Campbell? Weiß nicht mehr genau. Habe bisher jedoch nicht genug darüber nachgedacht (eigentlich gar nicht), und muß daher erst mal Deinen Rat annehmen, über Suchmaschinen (es gibt nicht nur Google <IMG SRC="/forum/images/smiles/icon_wink.gif"> ) mich etwas zu bilden.

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

On 2006-06-02 10:58, SiCollier wrote:
Die von Dir erzählte Geschichte ist mir schon mal begegnet, vielleicht sogar in einem Buch von Campbell? Weiß nicht mehr genau.
Hallo SiCollier!

Die Geschichte von Inanna gehrt zu den Mythen, die Campbell in Der Heros in tausend Gestalten ausführlich erzählt und deutet. (In der lieferbaren Insel Taschenbuchausgabe vor allem S. 103 ff.) Die Heldenreise, wie sie in Campbell's Büchern dargestellt wird, handelt ja keineswegs von äußerem Kampf und Sieg, sondern von einer Innenreise -- egal welchem Geschlecht die zentrale Figur angehört. Darin besteht gerade Campbells herausragende Leistung (die zu guten Teilen auf der Tiefenpsychologie C. G. Jungs und, ferner, Freuds beruht). Es ist aber sicher eine Herausforderung, die Geschichte der Heroine in tausend Gestalten weiter zu erforschen, weshalb ich für Gerards Anregungen dankbar bin.

Zu dem von dir zitierten Buch: Die Deutung von Maria Magdalena als Verkörperung einer allgemeinen und "archetypischen" mythologischen Idee ist sicher interessant. Schreibt die Autorin über die mythologischen Aspekte hinaus dieser Sichtweise in irgendeiner Form auch historische Relevanz zu? Konkreter: Wird dadurch eine Aussage über das tatsächliche (historische) Verhältnis zwischen Jesus und Maria Magdalena gemacht?
Inanna wurde in sumerischen Fruchtbarkeitsriten wohl als „Schwester“ und „Braut“ bezeichnet. Ihr Ehemann Dumuzi als „Schäfer“ und „treuer Sohn“ - Bezeichnungen, die später auch für Jesus Verwendung finden!
Einer der Gründe, warum das Christentum historisch-politisch so erfolgreich war besteht darin, daß sie so genial darin waren, fremde mythologische Inhalt zu übernehmen und den eigenen Vorstellungen und Zwecken anzupassen. Ich bin mir nicht sicher, welche Folgerungen durch die genannte Parallele zwischen sumerischer und christlicher Mythologie durch das Buch nahelegt werden. Spekuliert das Buch auf der Grundlage des Erfolgs von Sakrileg aka The Da Vinci Code, oder meinst du, daß es sich um eine glaubwürdige Interpretation seriöser Forschungsergebnisse handelt?

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SiCollier
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Post by SiCollier »

Ganz kurz zwei erste Antworten (ausführlicher folgt’s später):
Konkreter: Wird dadurch eine Aussage über das tatsächliche (historische) Verhältnis zwischen Jesus und Maria Magdalena gemacht?
Ja. Die Autorin geht davon aus, daß beide ein (Ehe-)Paar waren. Ich suche die relevanten Stellen raus und zitiere später.
Spekuliert das Buch auf der Grundlage des Erfolgs von Sakrileg aka The Da Vinci Code, oder meinst du, daß es sich um eine glaubwürdige Interpretation seriöser Forschungsergebnisse handelt?
Nein - genau umgekehrt. Dan Brown gibt auf seiner eigenen Homepage Margaret Starbirds Buch als Quelle für seine Überlegungen an. Auch ist das Buch von 1993 - also lange vor Brown Bestseller geschrieben.

Frau Starbird arbeitet - so weit ich das beurteilen kann - schon seriös. Allerdings nehme ich die Stellen, in denen sie sich ausdrücklich auf das Buch von Lincoln/Baigent/Leigh „Der heilige Gral und seine Erben“ bezieht, nicht ohne weitere Verifizierung hin.
Einiges, was sie schreibt, ist mir schon bei anderen (seriösen) Autoren begegnet. Im Zuge des Films „The Da Vinci Code“ kam das Buch jetzt auch auf deutsch heraus.

Mehr später.

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Sofern das Buch auf Der Heilige Gral und seine Erben beruht (englische Originalausgabe erstmals 1982 erschienen), ist tatsächlich Vorsicht angebracht. Das Buch wurde von einem Team von Fernsehjournalisten geschrieben, die sich eine spannende Geschichte mit einem guten Schuss verschörungstheoretischer Spekulationen ausgedacht haben. Dan Browns Geniestreich bestand darin, das Ganze zu einer Romanhandlung zu verknüpfen, und ein paar Andeutungen zu verbreiten, dass der Roman auf Fakten beruht.

Ich persönlich hätte kein Problem mit einem verheirateten Jesus. Nur sehe ich nicht, worauf eine solche Behauptung gründet.

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-06-03 14:06 ]</font>

steppenwolf
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Post by steppenwolf »

Ich finde das Thema sehr interessant und kann mich im Moment nicht ausführlich dazu äussern. Was mich aber interessieren würde: Ich sehe die von Euch angesprochene Parallele zwischen Inanna und Maria nicht. Ausser der Tatsache, dass Inanna „Schwester“ und „Braut“ genannt wird und es Autoren gibt, die denken, dass Maria die Braut Jesu war, sehe ich keine Parallele. Seht Ihr in der Passage, in der Maria als erste am leeren Grab ist eine Parallele zur Unterweltreise?
Die Parallele zwischen dem rituell getöteten Gottkönig und Jesus, der real sterben muss und somit auf viel ältere religiöse Vorstellungen zurückgreift, sehe ich allerdings auch (Siehe Pasolinis „Medea“ und im Forum „Das bist Du“ und „Religion und Krieg“).


<font size=-1>[ This Message was edited by: steppenwolf on 2006-06-04 11:54 ]</font>

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Post by SiCollier »

Ich sehe die von Euch angesprochene Parallele zwischen Inanna und Maria nicht.
Die Autorin geht näher darauf ein. Ich komme nochmals ausführlich darauf zurück.


* * * * *
Sofern das Buch auf Der Heilige Gral und seine Erben beruht (englische Originalausgabe erstmals 1982 erschienen), ist tatsächlich Vorsicht angebracht.
Ist mir schon klar. Ich kenne das Buch und auch teilweise seine Geschichte. Drum nehme ich auch alles, was sich direkt darauf bezieht, erst mal nicht so ernst, bevor ich es nicht anderweitig verifizieren konnte.

Immerhin konnte ich die Angaben, die Starbird zur Inquisition machte, inzwischen durch ein Buch eines seriösen Historikers verifizieren.

Ich persönlich hätte kein Problem mit einem verheirateten Jesus. Nur sehe ich nicht, worauf eine solche Behauptung gründet.
Ich auch nicht (mehr). Begründungen habe ich schon bei mehreren Autoren gefunden und komme nochmals darauf zurück. (Zuerst habe ich diese Theorie etwa 1974 im Religionsunterricht gehört - aus dem Munde des Religionslehrers, der kath. Priester war!)


* * * * *

Für beide angekündigen Posts gilt:

Es dauert vielleicht ein paar Tage, bis ich mich ausführlicher äußern kann. Habe mir heute früh ein Wirbelsäulenproblem zugezogen und weiß noch nicht, wie sich das weiter entwickelt (und ob es mich für eine zeitlang „außer Gefecht“ setzt oder nicht).

Solitaire
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Post by Solitaire »

Ich bin mal irgendwo über die Theorie gestolpert, dass Zu Jesus Zeit jeder Rabbi verheiratet sein musste (aber hat sich Jesus eigentlich selbst irgendwo als Rabbi bezeichnet???), da mir aber jüdisches Gedankengut fremd ist, müßte ich mich da erst schlau machen.
Blessings, Solitaire (creator of the Wiccan Cards, published by LoScarabeo, Turin, available at www.houseoftarot.com )<br><BR><br><BR>"The moral value of a nation can be judged by the way its animals are treated."

SiCollier
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Buch "Inanna-Gilgamesch-Isis-Rhea"

Post by SiCollier »

Die Frage paßt bei Bücher wie auch hier, ich stelle sie aber mal hier (weils zu diesem Thread paßt):

Kennt jemand das Buch "Inanna - Gilgamesch - Isis - Rhea" von Heide Göttner-Abendroth (ISBN-13: 978-3897411586)?

Bin zufällig drauf gestoßen und falls es schon jemand gelesen hat, würde mich eine kurze Rückmeldung interessieren. Danke.

Martin_Weyers
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Re: Buch "Inanna-Gilgamesch-Isis-Rhea"

Post by Martin_Weyers »

SiCollier wrote:Die Frage paßt bei Bücher wie auch hier, ich stelle sie aber mal hier (weils zu diesem Thread paßt):

Kennt jemand das Buch "Inanna - Gilgamesch - Isis - Rhea" von Heide Göttner-Abendroth (ISBN-13: 978-3897411586)?

Bin zufällig drauf gestoßen und falls es schon jemand gelesen hat, würde mich eine kurze Rückmeldung interessieren. Danke.
Leider nicht. Ich kenne nur Bücher von Jean Shinoda Bolen und Maureen Murdock zum Thema (wobei Bolens Göttinnen in jeder Frau nicht unmittelbar zum Thema gehört, da sie nur griechische Göttinnen berücksichtigt). Ich habe gehört, dass Heide Göttner-Abendroth ziemlich viel von Campbell übernommen haben soll (auch von Bolen & Murdock?), weiss aber nicht ob die Aussage zutreffend ist. (Insofern ist dieser Kommentar hier nicht als Kritik, sondern als neutrale Frage zu verstehen.)

Zumindest scheint ihre Arbeit in derselben Tradition zu stehen wie Bolen & Murdock, also: Aufbereitung mythologischer Weisheiten von Frauen für Frauen. Ich bin ebenfalls neugierig, und werde in Abendroths Bücher wohl früher oder später schon aus "Bildungsgründen" mal reinschauen. Sie scheint (zumindest) in Deutschland einen recht hohen Wirkungsgrad zu haben.

Für's Erste tut's vielleicht ein Blick auf ihre Website: http://www.goettner-abendroth.de/
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Post by SiCollier »

Danke für die Info. Ich habe mir die Website gerade mal angesehen; drauf gekommen bin ich, weil Frau Dr. Göttner-Abendroth die Mutter von Heide Solveig Göttner ist, deren Trilogie "Die Insel der Stürme" ich im Bücherthread empfohlen hatte.

Die Bücher über "Inanna..." sowie "Fee Morgane - Der heilige Gral" werde ich mir gelegentlich mal zu Gemüte führen.

B.E.P.
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Post by B.E.P. »

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Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Hallo B.E.P., schön, dass du uns die Treue hältst! Danke auch für das Kompliment hinsichtlich der Atmosphäre im Forum. Ein fairer und freundlicher Tonfall ist uns, der Joseph Campbell Foundation sehr wichtig, weshalb wir wohl auch eines der wenigen Internetforen sind, das von mehreren Moderatoren begleitet wird, die dafür sogar bezahlt werden. Im englischen Forum übrigens nur Männer! Und das, obwohl wir uns stets einig waren, dass ein weiblicher Moderator wünschenswert wäre; Seltsamerweise war dann aber gerade nie ein geeigenter verfügbar, wenn wir schnell Ersatz brauchten.

Jetzt müssen wir nur noch zusehen, noch mehr interessante Leute zum Posten zu bewegen! Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, das Posten unabhängig von einer Mitgliedschaft als Associate zu ermöglichen. Auch wenn es ja nichts kostet, Associate zu werden, ist dies für manche vielleicht abschreckend, zumal für Leute, die nicht gut englisch können. Ich werde mich dieses Problems in Kürze verstärkt annehmen!

Zurück zum Thema:

Christa Mulack haben wir bereits im RoundTable behandelt (vorgestellt von der Kunsthistorikerin und Ägyptologin Maria Weigel. Wir kamen auf das Thema wegen der immer wieder auftauchenden Frage nach der Relevanz der Heldenreise für Frauen. Ich selber hatte zuvor Maureen Murdocks Buch Der Weg der Heldin vorgestellt.

Murdock versucht, die Stationen der Heldenreise für Frauen zu modifizieren, wobei der Weg der Ganzwerdung auch das Akzeptieren und Entwickeln der männlichen Seite von Frauen (mit Jung gesprochen die Auseinandersetzung mit dem Animus) einschließt, während Mulack, wenn ich es richtig verstanden habe, nahelegt, dass die Frau bereits "ganz" ist.

(Die letztere Auffassung würde sogar ganz gut zu Campbell passen, der in dieser Hinsicht eine gewisse Entwicklung durchgemacht zu haben scheint (vielleicht auch deshalb, weil er mit der Tänzerin und Choreographin Jean Erdman, und damit mit einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit verheiratet war). Irgendwo sagte er einmal sinngemäß auf die Frage nach der Heldenreise in Bezug auf Frauen, die Frau brauche keine Heldenreise, weil sie bereits die Göttin bzw. Mutter des Helden sei. Eine solche Haltung wird natürlich von manchen (vorschnell?) als patriarchalisch abgetan. Interessanterweise findet sich im Schlussteil von Pathways to Bliss eine Mitschrift eines Publikumsgesprächs, dass im Anschluss an einen Vortrag Campbells die Frage nach der weiblichen Heldenreise behandelt, wobei Campbell sich als aufgeschlossener Zuhörer gegenüber den weiblichen Gesprächsteilnehmern erweist.)

Geht es also um einen Weg der Heldin, oder um die Selbsterkenntnis einer Göttin? Ist Inannas Reise eines Heldenreise im Sinne einer Abfolge von äußeren und inneren Erfahrungen, die letzlich zur Ganzheit führt, zu verstehen, oder geht es vielmehr darum, die bereits vorhandene Ganzheit zu erkunden?
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Ganzheit - wofür?

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@ Martin
Jetzt müssen wir nur noch zusehen, noch mehr interessante Leute zum Posten zu bewegen! Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, das Posten unabhängig von einer Mitgliedschaft als Associate zu ermöglichen. Auch wenn es ja nichts kostet, Associate zu werden, ist dies für manche vielleicht abschreckend, zumal für Leute, die nicht gut englisch können. Ich werde mich dieses Problems in Kürze verstärkt annehmen!
Drum habe ich mir ja auch vorgenommen, alle paar Tage was zu posten (ich hoffe, ich gehöre zu den interessanten Leuten ;-) ). Allerdings würde ich bei allen Überlegungen auf jeden Fall eine Art Registrierung, gerade in einem Forum, in dem auch so sensible Themen wie „interreligiöser Dialog“ vorkommen, für wichtig erachten. Die Gefahr von Mißbrauch ist sonst zu hoch. (Und selbst das schützt, wie ich in einem anderen - Bücherforum - immer wieder erleben muß, nicht vor solchem.) Auch habe ich im Internet noch kein ernsthaftes Forum angetroffen, in dem man ohne irgendeine Registrierung schreiben darf.

Zu den anderen Punkten ggf. später mehr.

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