Halbwertszeit von Religionen

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Moderator: Martin_Weyers

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Chris.dabc
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Halbwertszeit von Religionen

Post by Chris.dabc »

Bei Betrachtung der neueren und älteren Geschichte im indo-europäischen Raum bestehen mehrere Weltanschauungen teils neben, teils nacheinander. So die Sumerisch-Babylonische und die ägyptische Weltanschauung, dann die griechisch-römische, das sog. Christentum und der Koran. Bei den ersten dreien wissen wir, daß an diese Weltanschauungen nicht mehr geglaubt wird oder so doch, diese keine Rolle mehr im Weltgeschehen spielen.
Interessant ist nun, die lange sich diese Welt-Anschauungen haben halten können, wie lange sie gepflegt wurden. Ich denke, wir haben eine durchschnittliche Zeit von ca. 2000 Jahren. Dann erfolgt eine Ablösung, etwas Neues wird geglaubt und das alte "verteufelt".
Eine Sonderform ist offensichtlich das Judentum, das nun bereits über 2500 Jahre besteht - allerdings halte ich es nicht (wie oft behauptet) für eine Weltreligion, da es nur einen relativ kleinen Menschenkreis betrifft. Jude wird man nicht durch Bekehrung wie in den bekannt-berüchtigten Weltanschauungen, sondern nur durch die Geburt von einer jüdischen Mutter.
Würde mich interessieren, wie ihr darüber denkt.

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Der Begriff Weltreligion ist tatsächlich ziemlich schwammig. Will man die weltweite Verbreitung oder Zahl der Anhänger zugrundeliegen, müsste man tatsächlich in Frage stellen, ob es sich beim Judentum um eine Weltreligion handelt. Allerdings muss das der spirituellen Bedeutung dieser Religion natürlich keinen Abbruch tun.

Der elitäre Charakter des Judentums, auf den du hingewiesen hast hat sicher gute und schlechte Seiten. Zum einen wird eine soziale Barriere zum Rest der Menschheit aufgebaut, die das Judentum isoliert; Auf der anderen Seite bedeutet dies zugleich, dass Juden nicht missionieren, was mir wiederum sympathisch ist.
Works of art are indeed always products of having been in danger, of having gone to the very end in an experience, to where man can go no further. -- Rainer Maria Rilke

SiCollier
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Post by SiCollier »

Auf den Begriff „Weltreligion“ will ich jetzt nicht näher eingehen.

Ob es eine „griechisch-römische“ Weltanschauung gab, die man unter die Rubrik „Weltreligion“ fassen könnte, da bin ich mir nicht so sicher bzw. würde es eher bezweifeln. Das Römische Weltreich war in religiöser Hinsicht, so ließ ich mir sagen, das toleranteste Imperium, das es gab und duldete fast alles an Anschauungen, solange sie dem Staat nicht gefährlich wurden. Sogar die Juden, obwohl das (aus Sicht der Römer) eine „staatsgefährdende“ Religion war; die erhielten (m. W. als Einzige) einen Sonderstatus.

Das mit den zweitausend Jahren ist mir in meiner Jugend, als ich mich intensiv mit eher esoterischen Themen befaßt habe, auch begegnet. Wenn ich mich heute allerdings hier so umsehe, fällt mir das schwer zu glauben. Außer man faßt den um sich greifenden Nichtglauben, den Säkularismus als eine Art Religion auf. Allerdings wehren sich deren Vertreter gewaltig gegen diese Einschätzung.

Wirklich beurteilen wird man dies nur mit Sicht auf die Vergangenheit können. Salopp ausgedrückt: wir sollten uns in ein, zwei Jahrhunderten nochmals darüber unterhalten. ;-)

Was natürlich nicht heißt, daß das nicht ein interessantes Thema ist, über das wir auch heute schon spekulieren können. :-)
"The most convincing proof for the existance of water ist thurst." Franz von Baader (1765-1841)

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