Heidelberg RoundTable

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Im Juli haben wir eine spannende Einführung in die Sechziger erhalten: Von John Lennon bis Ram Dass und Timothy Leary. Zudem haben wir die Verbindung von LSD zum Schamanismus erkundet und sogar Bezüge zu Campbell's Western Quest Vorlesungen entdeckt. Dank Jeremy's einfühlsamer und strukturierter Darstellungsweise habe ich, trotz des heiklen Themas, durchweg positive Rückmeldung erhalten.

Diese Inward Journey ließ allerdings keine Zeit mehr für den Film über LSD-Entdecker Albert Hofmann sowie die geplante Einführung in die chemisch-medizinischen Hintergründe (Oli).

Beides werden wir im Sinne einer Outward Journey beim nächsten RoundTable nachholen, und damit unserem diesjährigen Konzept einer wechselseitigen Erfoschung von Innen- und Außenwelten gerecht zu werden versuchen.

Da der August für viele unserer Teilnehmer Urlaubszeit bedeutet, findet der nächste RoundTable erst am Freitag, den 16. September statt.

"LSD, Schamanentum und transpersonales Bewusstsein - Teil 2"

~ Rückblick (nützlich auch für den Fall, dass Ihr Teil 1 verpasst habt!)

~ Einführung von Oliver Stahlheber in die medizinischen und chemischen Aspekte

~ Film über Albert Hofmann
On 2005-06-10 04:28, Martin_Weyers wrote:
Sibirische Schamanen nutzen den Fliegenpilz für ihre Seelenreisen. Im antiken Eleusis wurde, zu Ehren von Demeter und Dionysos, ein halluzinogenes Getränk verabreicht, das nicht nur Alkohol, sondern auch den Mutterkornpilz enthielt - eine Naturdroge, die mit LSD verwandt ist.

Der LSD Entdecker Albert Hofmann erzählt von einer indianischen Schamanin, der er in Ermangelung traditioneller Pilze mit LSD ausgeholfen habe. Das Ritual konnte so erfolgreich abgeschlossen werden, und die moderne chemische Droge hatte ihren Test an höchster Stelle bestanden.

Welche medizinischen und spirituellen Möglichkeiten liegen im LSD - und welche Gefahren? Unter welchen sozialen Rahmenbedingungen läßt sich die Droge verantwortungsvoll anwenden? Wir verfolgen die Geschichte seiner Entdeckung und Nutzung von den Experimenten Albert Hofmanns und seiner Nachfolger bis hin zu seiner massenhaften Verbreitung, Bekämpfung und Stigmatisierung.
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Kunst, Symbole, Mythologie

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-07-25 13:35 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nächster RoundTable am 18.11.2005:

LSD, Schamanism and Transpersonal Consciousness - Part III: The Chemistry of the Plants and the "God Spot"

Wir beginnen mit einem Ausflug in die chemischen und medizinischen Grundlagen der Wirkungsweise halluzinogener Pflanzen, und führen die Diskussion vom letzten Treffen fort: Wie ist der neurophysiologische Aspekt schamanischer oder mystischer Erfahrung zu bewerten? Handelt es sich bei diesen Tiefenerfahrungen um eine chemisch-physikalisch hervorgerufene Illusion, oder um eine Wahrnehmung verborgener Realitäten? Inwieweit spielt diese Fragestellung für den Mystiker überhaupt eine Rolle?

Wir berühren damit eine Fragestellung, die in den letzten Jahren in der Diskussion um das "Gottes-Modul" in den Vordergrund gerückt ist: Die wissenschaftliche Erforschung von Bereichen des menschlichen Gehirns, die offenbar für mystische Erfahrung "zuständig" sind, wirft ein aktuelles Licht auf uralte Fragen.

Zur einführenden Lektüre empfehlen sich die folgenden verlinkten Artikel:
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Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf einen Vortragsabend hinweisen, der von einigen RoundTable Mitgliedern besucht wird:
Date: 11/11/05 19:00
Location: Neue Aula der Universität, Universitätsplatz

Gottesbegriff und Mystik - die Zukunft des Christentums

Referenten: Pater Willigis Jäger, Pater Thomas Rutte, PD Reiner Manstetten, Moderation: Prof. Malte Faber
Willigis Jäger ist Benediktiner-Mönch und Zen-Meister, sowie Autor mehrerer Bücher über die mystische Erfahrung und ihre Bedeutung für die heutige Welt. Gründend in eigener authentischer Erfahrung und getragen von der Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in einfacher Sprache für jedermann verständlich zu formulieren, ermöglicht Willigis Jäger Einblicke in die Mystik aus erster Hand.

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-11-04 08:23 ]</font>

Gerard
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Post by Gerard »

Wenn ich mich einmischen darf.....?

Ich weiss, der Gral ist ein Symbol, und die Kraft (aber auch die Schwaeche) eines Symbols ist das man Vieles hineinprojezieren kann.

Ich habe gerade ein Buch gelesen 'De jacht op de heilige graal' (Deutsche werden's lesen koennen). Autor Isenge Bezu. Die Katharen, ihr Erbe und die Reaktion von der damaligen Roemisch Katholischen Kirche stehen im Mittelpunkt. Auch die Priorij von Sion. Ich weiss nich genau was ich von dem Buch halten soll, aber eins fasciniert mich: fast am Ende ist die Suche eigentlich gescheitert wegen Gegenmassnahmen von de Priorij van Sion. Der autor geht noch Einmal zurueck nach Aereda. Ein (fast verschwundenes) Ort das eine Hauptrolle spielt in die Geschichte der Katharen. Dann sitzt der da auf ein Berg uns beschreibt in goldenen Farben 4 seiten lang das Tal worin Aereda war. Ein ganz besondere atmosphere, mystisch und mythisch. Dan geht er weiter und gibt die Queste endgueltig auf.

Jetzt kennen wit natuerlich mehere Oerte die mystisch und besonders sind. Zb. Stonehenge.

Ich habe fast die Ueberzeugung bekommen das das Tal und das Ort Aereda die Gral ist.

Sicher wenn mann weiss welche Rolle dieses Ort gespielt hat. Genau in der Zeit vom Anfang der Gralsuchen.

Wer weiss noch mehr von dieses Ort? Wer war vielleicht mal da?




Sisyphus Laughs

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Hallo Gerard,

natürlich darf man sich einmischen. Dafür ist das Forum ja da!

Von dem Buch habe ich noch nie gehört. Es gibt jedoch eine Tradition von Autoren, die wissen wollen, was der Gral war und wo er zu finden war. Das meiste bleibt dabei höchst spekulativ.

Ganz gleich ob es mal einen Gral im Sinne eines physikalischen Objekts gegeben hat - ich persönlich halte psychologische Deutungen für fruchtbarer. Mit dem Gral verhält es sich wie mit dem heiligen Land: Man sucht es am besten inner-, nicht außerhalb seiner selbst.

Gleichwohl bin auch ich neugierig auf Berichte von "Gralssuchern", welche die entsprechenden historischen Schauplätze besucht haben. Ich selbst empfinde solche Reisen als höchst inspirierend.



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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2005-11-25 01:42 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nach kurzem Winterschlaf trifft sich der Heidelberg RoundTable wieder am Freitag, den 10. März um 20:00 in der Blumenstraße.

Tarot und die Reise nach Innen

Das Tarot-Deck besteht bekanntlich aus zwei verschiedenen Kartensätzen - der großen Arkana und kleinen Arkana (von lateinisch arcanum = Geheimnis).

In den kleinen Arkana sah Joseph Campbell das Leben und die Stände der mittelalterlichen Gesellschaft gespiegelt. Dagegen erschienenen ihm die 22 Karten der großen Arkana mit ihrer reichen Symbolik als Stationen eines Einweihungswegs in die mystische Seite der Welterfahrung.

Am Anfang des Einweihungswegs steht, gleich Parzival in Wolframs Grals-Epos, der Narr als unschuldiger und torenhafter Heros am Anbeginn seiner Reise. Am Ende steht die Welt, dargestellt als eine tanzende nackte Frauengestalt in einer aus Pflanzen geflochtenen Mandorla, umgeben von den Evangelistensymbolen. (Diese Darstellung findet sich schon im Tarot de Marseille von 1760, das auf Vorbilder aus der Renaissance zurückgeht und seinerseits das von Pamela Colman Smith gezeichnete Rider-Waite Tarot - das heute am meisten verbreitete Deck - inspiriert hat.)

Der Heros beginnt seine Reise als Narr. Seine Unschuld und Unerfahrenheit sind sein Kapital und mögliches Verhängnis zugleich. Auf dem Weg zur universellen Erfahrung der Welt, im Sinne einer Versöhnung von Natur und Mensch, Gott und Welt, Männlichkeit und Weiblichkeit, gilt es anhand verschiedener Stationen Erfahrungen zu sammeln.

Diese studieren wir am Beispiel des Rider-Waite Tarot, wobei wir Ausflüge zu anderen Decks unternehmen (Tarot de Marseilles, Haindl Tarot, ...) Die Bilderwelt des Tarot dient uns als tiefsinniges Symbolsystem, das (wie unter anderem der Tarot-Spezialist Hajo Banzhaf gezeigt hat) den Stationen von Campbell's Hero's Journey nicht unähnlich ist.



Siehe auch: Stichwort "Tarot" in der Wikipedia

Zur Diskussion siehe auch unsen älteren Forum-Strang Reise des Helden im Tarot)

Empfohlene Literatur:

Hajo Banzhaf, Tarot und die Reise des Helden - Stark von Jung beeinflusste Deutungen der großen Arkana als Stufenfolge einer Heldenreise. Banzhaf nennt nur wenige seiner Quellen und bezieht sich nur periphär auf Campbell. Dennoch empfehlenswert, da sehr informativ. Der Fokus liegt auf den Rider-Waite-Karten, jedoch werden zahlreiche Vergleiche zu anderen Decks angeführt (insbesondere Tarot de Marseille).

Rachel Pollack, Tarot - 78 Stufen der Weisheit - Ebenfalls eine populäre und sehr informative Einführung. Sowohl große als auch kleine Arkana werden im Hinblick auf den praktischen Gebrauch der Karten gedeutet. Im Mittelpunkt steht das Rider-Waite-Deck, jedoch gibt es aufschlußreiche Infos auch zur Geschichte der Tarotkarten.


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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-02-25 06:20 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nach Rücksprache mit Jeremy haben wir das Thema des kommenden RoundTable konkretisiert:

Tarot und die Reise nach Innen - Teil I: Geschichte und Deutungen des Tarot de Marseille

Jeremy wird eine Einführung in die althergebrachte Symbolik des Tarot liefern. Im Vordergrund stehen dabei Campbells Deutungen des Marseille Deck.

Je nachdem, in welche Richtung sich der Abend entwickelt, werden wir bei den folgenden Treffen einzelne Bilder der großen Arkana in verschiedenen Decks (Marseille, Rider-Waite, Haindl, Crowley, ...) betrachten.
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Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Liebe RoundTable-Freunde,

nach unserem Symposium über "Kunst und Symbol" mit JCF Präsident Robert Walter, einem Ausflug zu der Himmelsscheibe von Nebra in den Mannheimer Reiss-Engelhorn Museen, und einem weiteren RoundTable-Treffen über die Tarot-Symbolik (Vergleich Tarot de Marseille und Rider-Waite), lade ich euch nun zu unserem September-RoundTable ein!

Etwa einmal im Jahr beginnen wir einen neuen thematischen "Zyklus" in unserer gemeinsamen mythologischen Abenteuerreise im Rahmen der Heidelberger RoundTable-Gruppe. Am kommenden Freitag ist es wieder soweit! Erneut werden wir in dieselbe Materie eintauchen, die immergleich und doch immer wieder neu daherkommt...

Das Thema unseres neuen Zyklus, der persönlicher und mehr an unserer eigenen Erfahrung orientiert sein wird als je zuvor, lautet

Wenn Helden Reisen

Der Titel ist eine halb ironisch, halb ernstgemeinte Anlehnung an die Redensart "Wenn Engel Reisen..."

Und dann gibt es bekanntlich schönes Wetter!

Passend zu einem spätsommerlich daherkommenden September lade ich euch ein zu unserem RoundTable-Abend am

Freitag, den 8.09. 2006 um 20:00

Wie werden uns an diesem Abend einer neuerlichen philosophischen, psychologischen und spirituellen Standortbestimmung widmen, bevor wir uns erneut auf die alte, und doch immer wieder neu erfahrene, mythologische Heldenreise begeben...

Wir sehen an diesem Abend den dritten Teil der Videooper Three Tales von Steve Reich und Beryl Korot, mit dem Untertitel "Dolly" -- ein Film, der zum Nachdenken und Diskutieren über die Möglichkeit und Unmöglichkeit spiritueller Weltbilder im 21. Jahrhundert einlädt...

Three Tales, verbindet hohes künstlerisches Niveau mit Interviewausschnitten aus Gesprächen mit führenden Wisenschaftlern der Kybernetik und Genforschung.

Inwiefern sind spirituelle, mythische, religiös oder metaphysisch basierte Weltbilder heute noch mit unserem wissenschaftlichen Wissen vom Kosmos, von Genen und Gehirnen vereinbar? Bedeuten sie eine Flucht in den privaten Rückzug, oder stehen sie in Verbindung mit dem heutigen Weltbild der Wissenschaften?

Ist unser Bewusstsein transzendenten Ursprungs, oder doch nur ein Nebenprodukt von Gehirnen, Proteinen, Nervengeweben?

Wie stellt sich die Reise von Heros und Heroine zum metaphysischen "Weltnabel" heute dar, vor dem Hintergrund unseres Wissens um Computerintelligenz, sowie um die Möglichkeit, dass kybernetische Kreationen ein unseren biologischen Gehirnen vergleichbares Bewusstsein entwickeln könnten?

Joseph Campbell pflegte, mit der "kosmologischen Funktion" der Mythen eine Funktion unserer mythischen Weltbilder hervorzuheben, die wir immer wieder neu zu überprüfen haben, um nicht einem Selbstbetrug zu erliegen, der sich auf längst vergangene Weltbilder beruft.


***

Bei der Gelegenheit möchte ich zudem noch auf neuerliche Updates von http://www.sukhavati.de, der deutschen Joseph Campbell Website über Mythologie, Symbole & Kunst hinweisen: Dort findet Ihr nun (neben einem Bericht über das Atlanta Meeting, den ich bereits kürzlich angekündigt habe) auch neue Stichworteinträge in der "Kleinen Campbell Enzyklopädie der Mythologie" über Katastrophen, Kathedralen und James Joyce:

Bericht von den "Mythic Journeys":

http://www.martinweyers.com/sukhavati/w ... phonie.htm

Joyce, Katastrophen & Kathedralen in der , Kleinen Campbell Enzyklopädie der Mythologie:

http://www.martinweyers.com/sukhavati/joyce.htm

http://www.martinweyers.com/sukhavati/katastrophen.htm

http://www.martinweyers.com/sukhavati/kathedralen.htm

Demnächst wird es darüberhinaus neue Beiträge von RT-Ehrenmitglied Jeremy Kemp (über die Grailstories) und Gastautor Dominik Irtenkauf (über Alchemie und Geheimbuddhismus) geben. Ihr hört von mir!

Liebe Grüße,

ich freue mich auf euch,

Martin

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-09-05 21:50 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nächstes RoundTable-Treffen ist am Freitag, den 10. November. Auf Wunsch der RT-Mitglieder werden wir die

Heroinenreise

untersuchen: Inwiefern ist die Heldenreise nach Joseph Campbell für Frauen relevant? Welche Unterschiede gibt es?

Wir vergegenwärtigen uns die Stationen der Heldenreise anhand der transformativen Erlebnisse von Julia Butterfly Hill (Die Botschaft der Baumfrau), suchen nach typischen Elementen, aber auch Besonderheiten, und folgen den Spuren von Autorinnen wie Maureen Murdock, Jean Houston, Jean Shinoda Bolen und Rebecca Armstrong.

Die Geschichte von Innana und ihrer eigentümlichen Unterweltsreise wird unsere Betrachtungen darüberhinaus mit der mythologischen Tradition verknüpfen.

Die Erfordernisse für Helden und Heldinnen, also (nach Campbell) Menschen, die ihr Leben einer höheren Sache gewidmet haben, die über die Bedürfnisse des Ego hinausgehen, sind heute andere als früher. Das "Wasteland" des 21. Jahrhunderts haben wir beim letzten mal erforscht (Three Tales, Koyaanisqatsi).

Welche Möglichkeiten und Risiken tun sich für den Helden/ die Heldin vor dem Hintergrund einer sich rasent schnell verändernden Welt auf? Welche Rolle spielen die Frauen dabei? Welche Rolle spielt die Heldenreise für Frauen?

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-11-05 04:59 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Das Thema der Heroine's Journey hat beim letzten Treffen viel Anklang gefunden. Wir waren uns einig, daß wir die entdeckten Spuren weiterverfolgen sollten. Wenn es um Persönlichkeitsentwicklung geht, sind unsere Verhaltensmuster gegenüber dem jeweils anderen Geschlecht für jeden von Bedeutung. Daher scheint das Thema Männer wie Frauen anzusprechen.

Unser nächstes Treffen findet statt am Freitag, den 15. Dezember.

Heroine's Journey - Anima und Animus (vorgestellt von Maria Weigel)

Wir werden mit unserer Erkundung der weiblichen Variante der Hero's Journey fortfahren und die besonderen Herausforderungen herausarbeiten. Geschichten aus Leben und Mythologie werden uns Einsichten über den Charakter der Prüfungen vermitteln, vor die sich Frauen gestellt sehen, die gemäß Campbells Definition des Heros ihr Leben einer Sache widmen, die über die Bedürfnisse des Ego hinausgehen.

Aus den Erfahrungen realer und fiktiver Personen werden wir mehr über die Hero's und Heroine's Journey lernen. Die bekannten Schemata dienen uns dabei als Landkarte. Wie alle guten Forschungsreisenden werden wir bei gegebenem Anlass auch bereit sein, die Landkarte zu korrigieren, amstatt unser Leben und unsere Weltsicht anhand von Landkarten auszurichten.

Zur vorläufigen Orientierung und auf Wunsch eines RoundTable-Mitglieds füge ich einen Link zur Website des Bayerischen fernsehens hinzu:

http://www.br-online.de/kultur-szene/th ... nreise.xml

Frohe Reise wünscht ...

Martin

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-11-15 18:52 ]</font>

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2006-12-16 09:55 ]</font>

Guest

Post by Guest »

On 2006-11-05 04:23, Martin_Weyers wrote:
Nächstes RoundTable-Treffen ist am Freitag, den 10. November. Auf Wunsch der RT-Mitglieder werden wir die

Heroinenreise

untersuchen: Inwiefern ist die Heldenreise nach Joseph Campbell für Frauen relevant?
Ein herzliches Hallo in die Runde.

Gerne würde ich etwas mehr über dieses RoundTable-Thema erfahren.
Inwieweit ist die (männliche) Heldenreise tatsächlich auch für Frauen "verbindlich"?
Gibt es ein weibliches Äquivalent (mit anderen Stationen)?


Herzliche Grüsse
Michael

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Hallo Michael, willkommen im Forum! Zur weiblichen Heldenreise gibt es verschiedene Meinungen. Ich selbst denke, daß die Heroinenreise im Wesentlichen der männlichen Heldenreise gleicht. Mögliche Unterschiede versuchen wir noch herauszufinden. Zu gegebener Zeit werden zu dem Thema hier im Forum sicher Beiträge erscheinen. Wie siehst du die Sache denn?

Grüße,
Martin
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Guest

Post by Guest »

Hallo Martin.

Danke für das Willkommen.

Was meine eigene Meinung angeht, so muss ich gestehen, dass ich mir da (noch) keine gebildet habe.
Aber tendenziell gehe ich tatsächlich von einer speziellen weiblichen Reise aus, die sich der "üblichen" Heldenreise unterscheidet.

Wenn man sich beispielsweise das Märchen von Frau Holle anschaut, dann wird man schnell feststellen, dass es prinzipielle Unterschiede gibt.
Da muss kein Drache besiegt werden, keine Jungfrau befreit oder kein Schatz gefunden werden ... es läuft dort ganz anders.

Diese spezielle Form ähnelt mehr der Reise einer weisen Frau.
Zwar ist diese Art offenbar eher selten anzutreffen, aber sie ist da.

Deshalb gehe ich davon aus, dass es auch ein entsprechendes Schema gibt.

Gruss Michael

P.S. Wie kann man sich hier im Forum eigentlich regulär anmelden?

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Hi Michael,

du hast vermutlich Recht, dass der Drachenkampf ein eher männliches Motiv ist.

Ich versuche gerade, mich ein bisschen in Maureen Murdock's Der Weg der Heldin einzulesen, die sich auf Campbell bezieht, aber versucht, eine weibliche Form der Heldenreise zu zeichnen. Keine Ahnung mit welchem Erfolg! Ich habe mich noch nicht ausreichend mit ihren Ideen beschäftigen können.

Wir werden das Thema bei den folgenden RoundTable-Treffen weiterverfolgen, und dich (und andere Forum-Leser) auf dem Laufenden halten.

Ich beziehe mich bei der Heldinnenreise gern auf die Umweltschützerin Julia B. Hill, deren "Abenteuer" nicht nur politische sondern auch schamanistische Erfahrungen enthält, und eine vollwertige Heldenreise darstellt. Ganz ohne blutigen Drachenkampf (obwohl auch sie natürlich gegen innere Drachen bzw. Schweinehunde zu kämpfen hat!) Ich finde ihre Geschichte bemerkenswert, weil sie nicht einfach männliche Methoden übernimmt, sondern ganz im Sinn von Frau Holle die Weisheit der Natur anzapft.

In der April-Ausgabe von info3 wird zudem unser Freund Walter Seyffer die Heroinenreise aus seiner Sicht vorstellen, wo sicher auch einiges aus unserer RoundTable-Arbeit einfließen wird. Bis dahin können wir ja ein bißchen das Forum beleben...

Um dich regulär anzumelden, musst du JCF associate werden. Das kostet nichts und kann in wenigen Schritten unter untenstehendem Link geschehen. Dann kommst du auch in die eglischen Foren rein, und hast Zugriff auf Downloads und andere Features im Mitgliederbereich. (Wir haben lediglich die nicht-englischen Foren kürzlich für nicht angemeldete Besucher zugänglich gemacht, um es Leuten, die kein oder wenig englisch können nicht unnötig schwer zu machen, Informationen in ihrer Muttersprache zu erhalten.) Bitte hier klicken:

http://www.jcf.org/signup.php

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2007-01-08 17:26 ]</font>

Amuzed Muze
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Post by Amuzed Muze »

Ah ... mit einem richtigen Account schreibt es sich doch gleich viel angenehmer. <IMG SRC="/forum/images/smiles/icon_smile.gif">

In puncto Frau Holle habe ich jedoch ein kleines Aber.
Mir geht es nämlich weniger um das Motiv, sondern den Ablauf ... die Stationen der Reise.
Das habe ich wohl etwas unglücklich formuliert.

Das Buch von Maureen Murdock habe ich auch bis ungefähr zur Hälfte gelesen, aber dann (erstmal) an die Seite gelegt.
Denn was sie beschreibt ist die weibliche Suche nach Ganzheitlichkeit.
Grundsätzlich hat das sicherlich auch für (weibliche) Mythen Relevanz, aber das Schema, dass sie in dem Buch aufbaut, hat mit einem (möglichen) weiblichen (Erzähl-)Schema wenig zu tun.

Hm ... vielleicht sollte ich erklärend hinzufügen, dass ich selbst (eher zufällig) mit dem Thema Mythen und Heldenreise durch die Lektüre des Buches "Die Odysee des Drehbuchschreibers", von Christopher Vogler, geraten bin. Erst dadurch bin ich auf Campbell aufmerksam geworden und habe von ihm bisher lediglich "Der Flug der Wildgans" und "Die Kraft der Mythen" gelesen.
Die anderen Bücher stehen erst noch vor mir ...

Trotzdem hat mich das Campbell-Zitat in der Einleitung von "Der Weg der Heldin" ziemlich erstaunt.
"Die gesamte mythologische Tradition besagt, dass die Frau bereits da ist. Sie muss nur erkennen, dass sie der Ort ist, wohin die Leute streben. Erkennt die Frau ihr wunderbares Wesen, dann verstrickt sie sich nicht in die Vorstellung, pseudomännlich zu sein."

So wie ich das bisher beurteilen kann, scheint mir der Aufbau der Heldenreise ein "praktisches" Schema darzustellen, nach dem z.B. Entwicklung stattfindet ... bzw. Erkenntnis gewonnen wird.
Und in eben diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass es unterschiedliche Ziel-Vorstellungen gibt, sondern auch unterschiedliche Vorgehensweisen. Da vermute ich die Differenzierung zwischen männlicher und weiblicher Reise.

Herzliche Grüsse
Michael


<font size=-1>[ This Message was edited by: mtl on 2007-01-09 07:13 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

In Bezug auf Maureen Murdock stimme ich dir zu. Ich habe das Buch gestern mit ins Bett genommen und "quergelesen".

Die ersten fünf Stationen ihrer Heroinenreise sind schlichtweg das Gegenteil von "Follow your Bliss", indem Held oder Heldin den Lockungen von Ruhm und Geld folgen. Leider scheint die Autorin die Heldenreise an diesem Punkt komplett missverstanden zu haben!

Die Frau entfremdet sich von ihrer Weiblichkeit, indem sie männlichen Karriereträumen folgt (hier als männliche Heldenreise missgedeutet). Auf der Mitte (Lebensmitte?) endet die Reise zunächst im Ödland, das man ja hinlänglich auch aus "männlichen" Mythologien kennt (Gralsgeschichten).

Es folgt der Ruf zur Ganzwerdung: Die folgenden fünf Stufen beschreiben die Selbstfindung, wobei eine Aussöhnung mit männlichen wie weiblichen Kröften stattfindet, ähnlich wie in der Campbellschen Heldenreise (Versöhnung mit dem Vater, Begegnung mit der Göttin).

Am Ende steht nichts anderes als das, was Campbell sagt: Die Frau ist schon das, was der Mann erst noch werden muss. Sie ist sich bloß nicht im Klaren darüber. Insofern kann eine Heldenreise nötig sein, um das Gleichgewicht oder verlorene Bewusstsein (wieder-)zuerlangen.

Murdocks Modell, das sie auf ihre Generation bezieht ("Sputnikgeneration" - Frauen, die darauf getrimmt wurden, Erfolge in der Männerwelt zu erlangen, nachdem die Russen unsere amerikanischen Freunde durch technischen Vorsprung schockiert hatten) ist daher kaum universell genug, um als weibliche Heldenreise gelten zu können. (Was nicht heißt, dass es nicht manchen Frauen helfen kann.)

Ein bißchen habe ich noch in Göttinnen in jeder Frau von Jean Shinoda Bolen reingeschaut; Deren Ansatz scheint mir fast verheißungsvoller, wenn es um das Aufspüren oder Kreieren weiblicher mythologischer Rollenmodelle geht.

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<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin_Weyers on 2007-01-09 17:24 ]</font>

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