Heidelberg RoundTable

Wisst Ihr mehr über Mythologie, Philosophie, Religionen, Symbole, Mystik, Joseph Campbell etc., als Ihr in englischer Sprache ausdrücken könnt? Oder interessieren euch Themen, die speziell für den deutschen Sprachraum relevant sind? Für Beides ist das deutschsprachige Diskussionsforum der richtige Ort!

Moderator: Martin_Weyers

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Der Heidelberg RoundTable trifft sich vierwöchentlich, um Filme zu sehen, Texte zu diskutieren, Musik zu hören und die ein oder andere Flasche Rotwein zu leeren.

Unser roter Faden ist die Frage nach der Relevanz von Symbolen aus Mythologie und Religion für die heutige Zeit.

Basierend auf der mythologischen Forschung von Autoren wie Joseph Campbell, Mircea Eliade, C. G. Jung und Heinrich Zimmer, versuchen wir die die großen Symbole und Metaphern der Vergangenheit wiederzubeleben. Spirituell, intellektuell und symbolisch leben wir in einer Situation, die jener der Gralsgeschichten, wie sie etwa in Wolfram von Eschenbachs Parzival erzählt werden, vergleichbar ist. Daher kommen wir, ganz gleich, ob wir uns aktuell mit zeitgenössischer oder vorgeschichtlicher Kunst, mit Ulysses oder der Unendlichen Geschichte beschäftigen, in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf die Thematik des Grals und des wüsten Landes zurück.

Was das wüste Land bedeutet, ist uns vertraut: Dazu gehört u. a. ein verbildeter und inauthentischer Umgangs mit Kunst, Leben und Symbolen. Was der Gral bedeutet hingegen soll nicht festgeschrieben werden; er eignet sich als Projektionsfläche für die verschiedenartigen Motive und Vorstellungen unserer RoundTable-Teilnehmer, von denen jeder seine eigenen Ziele und Motive verfolgt, ohne sich einem wie auch immer gearteten Programm oder gar einer Ideologie zu unterwerfen.

Eine Kontaktaufnahme kann an dieser Stelle, das heißt über das öffentliche Forum (bitte links unten auf ADD REPLY klicken), oder per e-mail erfolgen:

roundtable@sukhavati.de

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2003-08-15 06:30 ]</font>

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2004-06-13 07:17 ]</font>

cj
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Post by cj »

Unser Ulysses Abend hat mir Spaß gemacht: ich danke Euch für Eure Geduld. Vielleicht bin ich irgendwann so weit, es auf Deutsch zu machen.

Ein anderes Mal können wir über die Fusion von Ulysses und Hamlet austauschen: das wäre sicherlich einen interessanten Beitrag für Barcelona 2004.

Ich freue mich auf die kunftige Beiträge!

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Vielen Dank, CJ! Dir gebührt die Ehre, die erste Post im deutschsprachigen Forum gepostet zu haben! (Der Moderator zählt ja wohl nicht.)

Vielleicht können wir im Herbst, wenn der Hamlet angelaufen ist, über Hamlet & Bass Ale diskutieren.

An alle RoundTable-Teilnehmer & -Interessenten:

Für August plane ich einen Abend auf dem Heiligenberg mit Besichtigung von "Heidenloch" und Klosterruinen. Für diese Aktion bietet sich ein Wochenendnachmittag an. Ich stelle mir das so vor:

Treffpunkt in der Lutherstraße um 18:00. Gemeinsame Wanderung auf den Heiligenberg. Dauert ca. 45 Minuten. An mehreren Stationen legen wir einen Halt ein, um einiges über die Mythologie und Historie des Heiligenbergs zu erfahren: Von Heidenloch bis Hölderlin, über Kelten und Germanen, antike Tempel und christliche Klosteranlagen, Nazi-Rituale und Spukgeschichten.

1. Station: Philosophengärtchen mit Hölderlinanlage.

2. Station: Heidenloch und Stephanskloster.

3. Station: Thingstätte.

4. Station: Michaelsbasilika

Wie wär's mit einem Grillabend zum Abschluß? Bei schlechtem Wetter wird der Ausflug verschoben und wir ziehen stattdessen den Filmabend mit Sukhavati - Place of Bliss vor.

Ich bitte um Terminvorschläge per E-Mail. Bitte schreibt mir, an welchem Samstag- oder Sonntagnachmittag im August Ihr teilnehmen könnt!

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2003-07-09 05:33 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Liebe Mit-Ritter und –Ritterinnen,

anläßlich des neuerlichen Besuches unseres Freundes und JCF-associates Eric aus Philadelphia haben sich die Pläne für August leicht geändert.

Am Freitag, den 8.08.2003 oder Samstag, den 9.08.2003 werden wir uns treffen, um den Film Sukhavati - Place of Bliss gemeinsam zu sehen und zu diskutieren.

Der Film besteht im Kern aus einem Zusammenschnitt aus mehreren Campbell-Vorträgen. Campbells mythologische Exkursionen werden auf künstlerische Weise aufgearbeitet, indem die gesprochenen Texte auf zugleich suggestive und sensible Weise mit Musik und Bildern untermalt werden, die durchweg geeignet sind, dem gesprochenen Wort mythologische Kraft zu verleihen:
Sukhavati ist ein bezaubernd schönes Stück visueller Posie. Der Film erzeugt Ebenen voller Bilder und Klänge bis hin zur Ausreizung der Sinne. Die Bedeutung des Mythos wird eher angedeutet als erklärt – mit dem Ergebnis zutiefster Genugtuung.

(Sukhavati is a stunningly beautiful piece of visual poetry. The film builds up layer upon layer of image and sound until the senses are saturated. The meaning of the myth is evoked, rather than explicated, and the effect is one of profound satisfaction.)

Rebecca D. Armstrong, Joseph Campbell Foundation
Der in meinem letzten Eintrag angekündigte Heiligenberg-RoundTable wird Ende August oder Anfang September stattfinden.

Wie immer bitte ich um Anmeldung, Bestätigung oder Änderungswünsche via E-Mail. Bitte teilt mir auch mit, ob Ihr einen Termin am Freitag oder Samstag bevorzugt.

Ein Mausklick genügt und Ihr seit hier bei mir:

roundtable@sukhavati.de

Anregungen, Kritik und Kommentare von allgemeinem Interesse können selbstverständlich auch hier im Forum geäußert werden - von Mitgliedern genauso wie von potentiellen Interessenten.

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2003-07-22 04:49 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Liebe Freunde, als kommende Roundtable-Termine stehen nunmehr fest:

Freitag, 5. September
Freitag, 26. September
Freitag, 10. Oktober

____________________________________________
ImageEchnaton

Thema am 5. September

... ist die langersehnte Fortsetzung unserer Ägypten-Studien! Unsere Ägyptologie-Spezialistin Maria wird erneut Rede und Antwort stehen. Zur Einführung hören wir Ouverture, Begräbnisszene und Krönungsszene aus der Philip Glass Oper Akhnaten.

Aus dem Libretto, das auf Pyramidentexte und Totenbuch zurückgreift, dürften sich bereits genügend Ansatzpunkte für eine lebendige Diskussion ergeben.

Für alle, die's nicht erwarten können, die zugrundeliegenden Text kennenzulernen, stelle ich hiermit die entsprechenden Originaltexte aus dem Libretto zur Verfügung - zum Lesen, Liebhaben und Ausdrucken.

Image
(CD-Cover)

ACT I: YEAR 1 OF AKHNATEN'S REIGN - THEBES
PRELUDE

The opera begins with an orchestral Prelude. The curtain rises towards the end of the Prelude, revealing the Scribe in the funeral setting. He delivers the Refrain, Verse 1 and Verse 2 of the text as the Prelude is completed. In the moments of silence before the funeral begins, he continues his speech through Verse 3.

Text: Recited by the Scribe (from the Pyramid Texts of the Old Kingdom)


Refrain
Open are the double doors of the horizon
Unlocked are its bolts
Verse 1
Clouds darken the sky
The stars rain down
The constellations stagger
The bones of the hell hounds tremble
The porters are silent
When they see this king
Dawning as a soul
Refrain
(repeat above)
Verse 2
Men fall
Their name is not
Seize thou this king by his arm
Take this king to the sky
That he not die on earth
Among men
Refrain
(repeat above)
Verse 3
He flies who flies
This king flies away from you
Ye mortals
He is not of the earth
He is of the sky
He flaps his wings like a zeret bird
He goes to the sky
He goes to the sky
On the wind
On the wind

SCENE 1: FUNERAL OF AMENHOTEP III
The scene presents the funeral of Akhnaten's father, Amenhotep III. As the starting point of the opera, it represents the historical moment immediately before the "Amarna period" or the reign of Akhnaten and depicts the society in which the reforms of Akhnaten (reforms which appeared so extreme that they can be called revolutionary) took place. The action of the scene centers on the funeral rites of the New Empire of the 18th Dynasty. It is dominated by the Amon priests and appears as ritual of extraordinary traditional character drawn from The Egyptian Book of the Dead.

The funeral cortege enters downstage led by two drummers and followed by a small body of Amon priests who in turn are led by Aye (father of Nefertiti, advisor to the recently dead pharaoh, and the Pharaoh to be).

Text: Sung in Egyptian by the Funeral Chorus (from Budge, The Egyptian Book of the Dead)


Live life, thou shalt not die
Thou shall exist for millions
of millions of years
For millions of millions of years

Ankh ankh, en mitak
Yewk er heh en heh
Aha en heh

As the music goes to the cellos alone, the deceased Amenhotep III enters behind the procession. He appears to be headless and is holding his head in his hands.

The music for orchestra, small chorus and solo bass voice (Aye) resumes:

Text: Sung in Egyptian by small chorus (from Budge, The Egyptian Book of the Dead)


Hail, bringer of the boat of Ra
Strong are thy sails in the wind
As thou sailest over the Lake of Fire
In the Underworld

Ya inen makhent en Ra,
rud akit em mehit
em khentik er she nerserser
em netcher khert

During the next section for orchestra alone, the funeral cortege (Amon priests and Amenhotep III) moves upstage. Akhnaten and the people of Thebes join Aye downstage.

In the final section of the funeral, the people of Thebes and Aye join the orchestra in a last salute to the departing Amenhotep III:


Hail, bringer of the boat of Ra, etc.

Live life, thou shalt not die, etc.

Ya, inen makhent en Ra, etc.

Ankh ankh, en mitak, etc.

SCENE 2: THE CORONATION OF AKHNATEN
The short opening to the second scene show Akhnaten alone as the Scribe, Aye and the people of Thebes leave and the funeral cortege departs. Akhnaten's attendants appear and, by changing his costume, prepare him to receive the double crown of Upper and Lower Egypt. There is not singing or narration in this section.

The next section for orchestra accompanies the appearance of the Scribe, the Amon High Priest, Aye and Horemhab as well as the people of Thebes. Akhnaten has remained with his attendants.

The following section includes the trio of Amon High Priest, Aye and Horemhab with orchestra. The dramatic intent of this moment is to prepare Akhnaten to receive the double crown.

Text: Sung in Egyptian by Amon High Priest, Horemhab, Aye and Large Chorus (from Budge, An Egyptian Reading Book)


Hail to thee, thou who art in peace
Lord of joy, crowned form
Lord of the wereret crown, exalted of plumes
Beautiful of diadem, exalted of the white crown
The gods love to look upon thee
The double crown is established upon thy brow

Ye-nedj hrak yemi em hetepu
Neb aut yeb sekhem kha-u
Neb wereret ka shuti
Nefer seshed ka hedjet
Mertu netcheru maanek
Sekhi men em weptek

The opening music of the scene recurs as the Scribe announces the names and titles of the new Pharaoh. During this speech Akhnaten receives the double crown from the Amon High Priest assisted by Aye and Horemhab.

Text: Recited by the Scribe (from a list of Akhnaten's titles).


Live the Horus, Strong-Bull-Appearing-as-Justice;
He of the Two Ladies, Establishing Laws and
causing the Two-Lands to be Pacified;
Horus of Gold, Mighty-of-Arm-when-He-Smites-the-Asiatics;

King of Upper and Lower Egypt,
Nefer Kheperu Ra Wa en Ra,
Son of Neb-maet-Ra
(Lord of the Truth like Ra)
Son of Ra, Amenhotep (Amon is pleased)
Hek Wase (Ruler of Thebes), Given Life.

Mighty Bull, Lofty of Plumes;
Favorite of the Two Godesses,
Great in Kingship in Karnak;
Golden Hawk, wearer of Diadems in the Southern Heliopolos;
King of Upper and Lower Egypt.

Beautiful-is-the-Being of Ra,
The Only-One-of-Ra,
Son of the Sun,
Peace-of-Amon, Divine Ruler of Thebes;
Great in Duration, Living-for-Ever-and-Ever,
Beloved of Amon-Ra, Lord of Heaven.



Das komplette Libretto, sowie weitere Informationen, findet Ihr hier:

http://www.glasspages.org/akhnaten.html#libretto
____________________________________________
Image


Für die kommenden RoundTables arbeiten Jeremy, Oli und ich z.Zt. and Transkriptionen der Campbell Audio-Tapes über die Grail Stories / Western Quest. Wer im kleineren Kreise mitarbeiten möchte, um die kommenden RoundTables vorzubereiten, möchte sich bitte bei mir melden.

Am 26. September wird es voraussichtlich eine (erneute und detailliertere) Einführung in die Thematik der Grail stories geben.

Noch zu einem anderen Thema: Vor einigen Tagen sind die Forum-Richtlinien (siehe Davids Post) in's Deutsche übersetzt worden.(Nebenbei hören sie sich in dieser unserer Sprache merkwürdig rigide an :grin: . Darüberhinaus jedoch kann man leider im Deutschen einfach nicht so schön schnoddrig schreiben wie in American English :sad: ) Für den weiteren Ausbau dieser Website könnten wir noch Unterstützung gebrauchen, speziell um einzelne Seiten in's Deutsche zu übersetzen, um deutschsprachigen Associates den Zugang zu erleichtern. Wer Zeit und Lust hat wird sicher einen Weg finden, mich zu kontaktieren...

Euer Martin :cool:

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2003-08-20 18:37 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Als wir im Februar 2002 auf dieser Website (unter RoundTables)unsere geplanten Themen vorgestellt haben, befand sich darunter bereits ein Hinweis, uns mit THE GRAIL AND THE WASTELAND beschäftigen zu wollen. Immer wieder seitdem sind wir zurückgekehrt zur Geschichte und Symbolik der Gralsgeschichten. Nie jedoch haben wir uns systematisch mit dieser Mythologie beschäftigt, die vielleicht mehr als jede andere den Problemen und Möglichkeiten unserer Zeit und Kultur nahesteht, da es sich um ein Konglomerat unterschiedlichster kutureller Einflüsse handelt, die in den Geschichten um Arthus, Gawain und Parzival zu einer spezifisch westlichen Suche nach Sinn und Erfüllung (Grail) angesichts der Tendenzen zu kultureller und geistiger Verarmung und Inauthentizität (Wasteland) umgedichtet wurden. Nachdem wir im September eine Vorbesprechung des neuen (jedoch langgeplanten)Themas THE GRAIL AND THE WASTELAND hatten, geht’s diesmal los mit einem Vortrag von Joseph Campbell (Audio), Teil I, sowie Musik von Richard Löwenherz und Loreena McKennitt.

Zur mittelfristigen Planung:

Nach Marias Ägypten- und CJ’s Ulysses RoundTables, setzen wir die Tradition von RoundTable-Treffen vor, die von einzelnen Mitgliedern geleitet werden. Für Jeremy’s Grailstories werden wir mehrere Treffen benötigen. Zwischendurch oder im Anschluß daran wird Annika die Edda vorstellen und Dennis wird das Motiv der Heldenreise am Beispiel von The Wizard of Oz und (mit meiner Unterstützung) La Belle et la Bête erforschen.

Zunächst jedoch zum RoundTable am kommenden Freitag:

Thema ist die Geschichte der Gralsmythologie, bevor es dann im November mit den psychologisch-symbolischen Aspekten weitergeht.

Um euch den Zugang zu den Campbell Lectures zu erleichtern, erhalten alle interessierten Teilnehmer ein Tape und einen transkribierten Text. (Vielen Dank, Jeremy!)

Geplant ist, über die RoundTable Treffen hinaus, die Möglichkeit einer Teilnahme über das deutschsprachige Diskussionsforum. Ich werde in Zukunft Auschnitte aus den Campbell lectures sowie Diskussionsergebnisse in einem neuen Thread posten. Alle Teilnehmer, sowie alle Forumsbesucher, die nicht persönlich teilnehmen können, sind somit eingeladen, an der Forumsdiskussion teilzunehmen.

Ich freue mich auf eure Beiträge und über euer Engagement!

Der folgende Auszug aus unserem Transkript zeigt, daß wir mit den Grailstories unmittelbar an ein Thema anknüpfen, mit dem wir schon mehrfach in Berührung gekommen sind (POWER OF MYTH Programm 5 – Love and the Goddess; MYTHOS 1.4 - From Goddess to God):
When you have a basically agricultural society, the goddess is the dominant figure usually. The power of women to give birth and nourishment is exactly the power of the earth itself and so the magic of women and the magic of earth support each other so to say and I don’t think one can say that there was ever anything like a matriarchy , that is to say, a culture in Europe which women ruled , but you have a very strong goddess mythology period where the figure of the goddess in her many modes is the prime figure of the mythology .
Zentrale Gestalt unseres RoundTables am Freitag wird Eleonore von Aquitanien (Eleonore of Aquitania - Aliènor d'Aquitaine) sein, die einflußreichste Frau ihrer Zeit, die an ihrem Hof in Poitiers neben vielen anderen Größen auch den Schöpfer des ersten umfassenden Gralsromans - Chrétien de Troyes - empfing.
Now, the great Henry the second of England had as his queen, Elenore of Aquitaine – if you want one incarnation of the goddess in the middle ages, this is it – Elenore. She’s born 1122 and dies 1209 – covers the whole period – 3rd crusade – the whole business. She was the daughter – she came from Aquitaine right on the border of Spain and her grandfather was the first of the Troubadours. She was married then to king Louis of France – she went to Jerusalem with him on a crusade – he was a bore – one night she just gets on her horse and rides away , he wakes up in the morning – no queen – where’s she gone ? – she’s gone to England to marry another king – she marries Henry the 2nd. And her two principal sons were Richard the lion hearted and John – daughter – Marie de Champagne – I think Blanch of Castile also. Three generations later there isn’t anybody on the throne in Europe who is not the grandchild of Elenore of Aquitaine – and she was really it.
Joseph Campbell erzählt die Geschichte des Grals - vom neolithischen Bärenkult bis zum Hofe Eleonore von Aquitaniens, jener Inkarnation der Göttin im Mittelalter, an deren Hof die Geschichten der Troubadors zur Geschichte des Heiligen Gral kulminierten sollten...

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2003-11-15 17:07 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nachdem wir in November und Dezember 2003 Parzival bei seinen ersten unbeholfenen Schritten in die Welt des Grals begleitet haben, und tiefer in die Welt der Troubadou eingedrungen sind, stehen Ende Januar zwei Termine außerhalb der regulären RoundTable Treffen an:

Montag, den 26.1.04 um 19.15 Uhr, treffen wir uns vor der Aula der Neuen Universität, Grabengasse 3, Heidelberg, zum Vortrag im Rahmen des Studium Generale.

Das Themas lautet: Was ist so schlimm an den Bildern? Monotheismus und Ikonoklasmus. Es spricht: Prof. Dr. Jan Assmann, Ägyptologisches Institut, Universität Heidelberg.

Wir knüpfen damit an unsere RoundTables im Frühjahr 2003 an, die Echnaton & der Entstehung des Monotheismus gewidmed waren. Beginn des Vortrags: 19:30. Danach gehen wir Bier trinken!


_____________________________________

Am Freitag, den 30. Januar treffen wir uns um 18:30 am Taeter Theater, Bergheimerstr. 147, Heidelberg.

Im Anschluß an die Vorstellung wird die Möglichkeit zu Bier & Gespräch mit „Hamlet“-Darsteller und RoundTable-Mitglied der ersten Stunde Oliver Stahlheber bestehen!
Image
Bedenken, dass während der viereinhalb Stunden Spielzeit eventuell Langeweile oder Sitzschwäche auftreten könnten, sind unbegründet. Denn das Ensemble setzt auf eine sinnlich-unterhaltsame Darbietung und hat ein überzeugendes Verhältnis zu der handfesten Komik gefunden, die dieser beliebten Tragödie innewohnt. So meistert Oliver Stahlheber die umfangreichste Shakespearerolle nicht nur souverän, sondern gibt den Dänenprinzen selbstbewusst als beinahe schelmischen Rächer.

(MEIER. Stadtmagazin)
ImageBearbeitung & Inszenierung: Wolfgang Gracol
Stahlheber gibt seinen Hamlet mit all diesen Facetten, er stellt einen ungewohnten, einen neuen Hamlet auf die Bühne, der so nur im Gefüge des wenig gestrichenen Textes und des kompletten Figurenarsenals plausibel erscheint. Seine Darstellung überzeugt und reißt mit.

(NEUE RUNDSCHAU)



Für alle die am Freitag nicht mitkommen können: Im laufenden Jahr werden wir einen weiteren Termin anvisieren!

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2004-01-22 21:03 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Nachdem wir im Februar Campbells 100. Geburtstag gebührend gefeiert haben, und im März wieder zu Wolfram von Eschenbachs Parzival zurückgekehrt sind, werden wir bei unserem nächsten RoundTable am Freitag, den 4. Juni, an das Thema unseres April-RoundTable - Elementargedanken und Völkergedanken - anknüpfen. Diesmal wird die Entdeckung des Unbewußten durch Literatur und Wissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts im Vordergrunds stehen.

Nachdem die Erzählungen der Bibel vor dem Hintergrund von Aufklärung und Wissenschaft fragwürdig geworden waren, eröffnete erst die Deutung religiöser Erzählungen als transzendente Symbole (also nicht als historische sondern psychologisch-metaphysische Wahrheiten) die Möglichkeit einer positiven Neubewertung von Religion und Mythologie.
Die Einsicht setzte sich durch, daß diese übernatürlichen Motive nicht irgendeiner einzelnen Tradition vorbehalten, sondern religiöses Allgemeingut der gesamten Menschheit waren, und damit verflüchtigte sich die Spannung zwischen "rechtgläubig" und "heidnisch", "hoch" und "primitiv" ganz einfach.

Die großen Fragen, die drängendsten Probleme lauteten jetzt: erstens, ob solche
Mythologeme wie Tod und Auferstehung, Jungfrauengeburt, Schöpfung aus nichts vernunftgemäß als Relikte primitiver Unwissenheit (Aberglaube) abgetan oder im Gegenteil als Ausdruck von Werten gedeutet werden sollten, die die Kraft der Vernunft überstiegen (transzendente Symbole); und zweitens, ob sie als Produkte spontaner Vorgänge in der Psyche in verschiedenen Weltgegenden unabhängig voneinander aufgetaucht sein könnten (Theorien paralleler Entwicklung) oder vielmehr als Erfindungen bestimmter Zeiten und Personen entweder durch frühe Wanderbewegungen oder durch späteren Handel verbreitet worden sein müßten (Diffusionstheorien).

Joseph Campbell, Die Masken Gottes IV - Mythologie der Urvölker
Nach einer kurzen Einführung in die historische Entwicklung der vergleichenden Mythologie (Adolf Bastian, Daniel G. Brinton) und die Psychologie des Unbewußten (Novalis, Wilhelm Wundt, Freud, Jung, ...), sehen wir einen Vortrag von Campbell über die Psychologie des Unbewußten (MYTHOS 1.1 - Psyche & Symbol), und sprechen anschließend über die Psychologie der Archetypen und ihre Relevanz für die Gralsgesschichten des 12. Jahrhunderts.

Grundlage sind der mit Vorstufen zu einer Naturgeschichte der Götter betitelte Prolog von Die Masken Gottes IV - Mythologie der Urvölker, sowie Folge 1.1 der Video-Serie MYTHOS: Psyche & Symbol

Die folgende Rezension habe ich von der Website von Barnes & Noble kopiert:

As part one of the Joseph Campbell's Mythos series, this video lays the foundation of Campbell's argument that there are many connections between the world's religions and mythologies. Through examinations of Carl Jung's work, artifacts and recorded myths, the viewer is shown several of the archetypal symbols in world religion and what in psychological terms they mean. Campbell then reveals a basic structure to belief, one that is shared by all religions. This stucture is what he likes to call, "the inward path." Oscar Award winning actress Susan Sarandon hosts. ~ Ed Atkinson, All Movie Guide
Das alles klingt nach viel Theorie, wird aber sicherlich, wie gewohnt, dank eurer Hilfe zu einem lebendigen RoundTable-Abend erblühen!

Voraussichtlich im Juli werden wir unseren Erzählabend über den Parzival veranstalten. Bitte daher Terminkalender mitbringen bzw. Terminwünsche mailen!

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2004-05-12 07:51 ]</font>

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2004-05-13 16:58 ]</font>

Martin_Weyers
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Wie jeden Sommer, gibt's auch dieses Jahr ein paar Sondertermine und -veranstaltungen des Heidelberg RoundTables.

Nächstes reguläres RoundTable-Treffen am

Freitag, den 2. Juli: Eternity as a dimension of here and now - Die Absolutheit des Augenblicks

Folgende Kurzfilme bzw. Filmausschnitte stehen auf dem Programm (mal sehen, wie weit wir diesmal kommen - Fortsetzung folgt ggf. im August/September):

1. All I wanna do is lay around and love on you - Ray Charles und die Tradition der Troubadour.

2. Volker Schlöndorff: Enlightenment (aus: Ten Minutes older - The Trumpet & The Cello)
Die Sicht einer alten und weisen Stechmücke auf die Rätselhaftigkeit der Zeit. Je gründlicher sie die Zeit betrachtet, desto ferner rückt sie ihr: lustvolle Ratlosigkeit.
Beheimatet auf einem Campingplatz an einem brandenburgischen See beobachtet die Mücke Szenen aus dem Leben einer deutschen Familie vor und nach der Wende.
Am Ende steht die Erleuchtung.
Ein Aufglühen.
Das Ineinandergehen und Zerfließen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Danach: die Ewigkeit.
3. Joseph Campbell: Masks of Eternity (aus: Power of Myth) (Auschnitt)

4. Bernardo Bertolucci: The Cello Ten Minutes older - The Trumpet & The Cello)
Ein Fantasiestück über einen kleinen Moment, der zur Ewigkeit wird – aus Zerstreutheit, Mutwillen, Leichtsinn, oder was der möglichen Gründe mehr sind. Darüber hinaus: die unbekümmerte Variation einer indischen Parabel, die sich wie selbstverständlich in einer schwarzweißen, neorealistisch anmutenden Wirklichkeit am Rande italienischer Landstraßen entspinnt.
Ein Meister und sein Schüler Narada ziehen über Land bis sich der Meister erschöpft unter einem Baum niederlässt und seinen Schüler bittet, ihm etwas Wasser zu holen. Der Junge macht sich auf den Weg zum unweit gelegenen Brunnen und trifft dort auf ein Mädchen. Er verliebt sich auf der Stelle, heiratet sie und bekommt Kinder. Die Kinder werden groß. Die Zeit vergeht.
Nach einem Unfall mit dem neuen Auto erinnert sich Narada wieder an seinen Meister. Voll schlechtem Gewissen sucht er die Stelle auf, an der er ihn zurückgelassen hat. „So lange, um ein bisschen Wasser zu holen?“ begrüßt ihn der Alte in ironisch, gleichmütigem Tonfall und streckt ihm die Hände entgegen.
5. I got a Woman - Ray Charles und die Tradition der Troubadour II

*******************************************
Im Übrigen besuchen wir in der Tradition unserer Monotheismus-Abende die Veranstaltungen im Rahmen der Eröffnung der Gadamer-Professur 2004:
Dienstag, 6. Juli 2004, 19.15 Uhr, Alte Aula der Universität Heidelberg
Ausschließlichkeit. Der Preis des Monotheismus
Eröffnung der Gadamer-Professur 2004 mit einem Vortrag von Jan Assmann


Donnerstag, 8. Juli 2004, 19.15 Uhr, Alte Aula der Universität Heidelberg
Erinnerungsspuren. Gott und die Götter in Thomas Manns Josephs-Roman
Vortrag von Jan Assmann


Freitag, 9. Juli 2004, 11.15 Uhr, Kammermusiksaal der Stadthalle Heidelberg
(In)Toleranz. Herrschaft und Heil - Politische Dimensionen des Monotheismus
Podiumsdiskussion mit: Jan Assmann, Angelos Chaniotis, Uta Gerhardt, Ruth Groh, Jens Halfwassen und Christoph Markschies
Weitere Termine und Einladungen über unseren Newsletter! Anfrage an: mythological-roundtable@web.de

<font size=-1>[ This Message was edited by: Martin on 2004-06-27 08:19 ]</font>

Martin_Weyers
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Post by Martin_Weyers »

Im August hatten wir das Glück, noch einmal an einem lauen Sommerabend (in recht großer Runde!) unter freiem Himmel roundtabeln zu können - bei Kerzenschein und Fackellicht, und einem übers Laptop quasi anwesenden Joe Campbell!

Besonderer Respekt gebührt natürlich unserem Forum-Freund SiCollier, der selbst eine mehrstündige Autofahrt nicht scheute, um dabei sein zu können. Willkommen im RoundTable - ich hoffe, es hat sich gelohnt!

Wir haben gesprochen über das Heraustreten aus der historischen Zeit (Mircea Eliade) in Ritualen, Drogenerfahrungen, Mystik und Schamanentum.

Könnte man den Gral, als jenes ersehnte Mittel, das allein das wüste Land wieder zum Erblühen zu bringen vermag, vielleicht in einer solchen Erfahrung (relativer, d. h. psychologischer, oder, in der Mystik vielleicht sogar absoluter) Zeitlosigkeit sehen? Eine Erfahrung einer Zeitlosigkeit, Gleichzeitigkeit oder Ewigkeit jenseits der gewöhnlich erfahrenen Zeitabläufe? Sind nicht solche schamanischen und mystischen Zustände veränderter (oder aufgehobener) Zeitwahrnehmung als der eigentliche Urpsrung aller religiösen Erfahrung anzusehen? Erfahrungen, die bereits im Mittelalter von der theologischen Doktrin bedroht waren, und die bis heute für Unmut seitens der Kirche sorgen? (Man denke nur an Mystiker wie Willigis Jäger, denen heute zwar nicht mehr Scheiterhaufen, immerhin jedoch Berufsverbot drohen.)

Als Symbol für die verschlungenen psychologischen Pfade, in unser eigenes psychisches Zentrum führen, kann das klassische Labyrinth angesehen werden. Seine Wege führen über Umwege an das Zentrum heran, ohne es zu berühren, führen wieder an die Peripherie, um schließlich doch noch in das Zentrum zu gelangen. Dort begegnen wir dem Minotaurus, unserem Schatten, um mit Jung zu sprechen, und damit der Ekstase des Kampfes mit der dunklen Seite unseres Selbst. Und wir begegnen der absoluten Stille jenseits der Erscheinungswelt, einem metaphysischen Zentrum, das (gleich dem keltischen Kessel, der einst für den Gral Pate gestanden haben mag) als metaphysischer Ursprung aller Wege und Formen angesehen werden kann. Anschließend führt uns derselbe Weg, der uns Einlass gewährte, zuück in die Welt des Profanen, die nunmehr nicht länger als profan erfahren, sondern durch die transformierende Kraft des Labyrinths aufgewertet wurde.

Im 12. Jahrhundert, der Zeit der Gralsgeschichten, finden begehbare Labyrinthe Eingang in die Kathedralenarchitektur (Chartres, Amièns, ...) Auch wenn es zunächst keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Labyrinthen und Gralsgeschichten geben mag - läßt sich nicht auch die Gralssuche eines Parzival oder Sir Galahad als eine Suche nach der Mitte auffassen, die sich in mal enger, mal weiter ziehenden Kreisen um das Zentrum dreht, bis es schließlich in einem günstigen Moment im Gral erfahren wird? Und müssen nicht auch die Gralssucher das einmal erblickte Gefäß hüten, damit es in die Welt des wüsten Landes zurückwirken kann? Und führen nicht auch die Wege Parzivals, wie die des Labyrinths, ganz in die Nähe des Gralszentrums, um dann doch wieder zu einer deprimierenden Kehrtwendung zu zwingen, wenn er die Gralsburg bereits betreten, es jedoch versäumt hat, die richtige Frage zu stellen und nun unter Beschimpfungen die Burg verlassen muß? Auch diese Reise ist eine labyrinthische, die sich im Äußeren, im Wesentlichen aber im Innern abspielt.

Wir treffen uns wieder im September, zu einem RoundTable-Abend, in dessen Zentrum das Zentrum des Labyrinths stehen wird:

"Stille und Ekstase - Im Zentrum des Labyrinths"

am Freitag, den 24. September um 20:00

Film: Labyrinthe aus der ZDF-Reihe Terra X

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"If you gaze for long into an abyss, the abyss gazes also into you." - Friedrich Nietzsche

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Martin_Weyers
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Nachdem wir im September das Zentrum des Labyrinths erforscht haben, begeben wir uns im Oktober von dort aus wieder direkt in die Symbolik der Gralsgeschichten, um überraschende Parallelen zu entdecken und die keltischen Ursprünge der Gralsgeschichten zu erkunden, die oftmals unter dem Schleier der späteren und bis heute bekannteren christlichen Nacherzählungen verborgen liegen.

Die Suche nach dem Gral ist auch eine Suche nach der Mitte, die nicht in theologischen Programmen und Ideologien, sondern nur im Innern zu finden ist. Daher werden wir auch Bezüge zur Mystik, als einer Spiritualität der Erfahrung, untersuchen.

Ewigkeit als "eine Dimension des Hier und Jetzt" (Campbell) - Die Absolutheit des unmittelbar erfahrenen Augenblicks - als einziges Sein an sich ohne die Ablenkungen und Zerstreuungen unseres Egos, sowie denen der Alltags-, Arbeits- und Medienwelt; die Mitte des Labyrinths, das Zentrum der "Grals"-erfahrung - jeder Mensch bedarf einer inneren Mitte, eines unverrückbaren und unberührbaren inneren Zentrums. Ideologien sind nur unvollkommener Ersatz für die Erfahrung eines unberührbaren inneren Zentrums. In die innere Mitte führt allein die Erfahrung, unabhängig davon, wie sich diese konkret zu vollziehen vermag: In der Meditation, in der Arbeit, im Liebesspiel, ...
Wenn man in der Mitte ist, weiß man ganz genau, wann man agieren darf und wann nicht. Da kann etwas sein, was gegen meine Mitte hämmert, sich verselbständigen, sich losreißen möchte. Aber die Mitte ist stärker. Wir verdrängen die aufwallenden Aggressionen nicht, aber wir wissen ganz genau, dass sie nur ein Vorgang in unserer Psyche sind, etwas, was gleichsam über uns hinwegläuft wie eine Wolke über den blauen Himmel. Da tauchen Wünsche auf, Projektionen. Wir können ihnen nachlaufen, wissen aber schon im Voraus, dass sie uns nicht befriedigen werden. Da ist Faulheit in uns, wir möchten jetzt lieber schlafen, wir möchten uns jetzt nicht mehr anstrengen, aber wir können auch weiter aufmerksam sein. Wir sind aufmerksam darauf, dass wir schläfrig sind.
All das sind psychische Zustände, nicht unser tiefstes Wesen. Es sind Abläufe, die verschwinden, wenn ihre Kraft verpufft ist. Diese seelischen Kräfte gehören zu uns und sind sehr
wichtig für unser Menschsein, aber wir müssen lernen, sie zu haben und zu steuern, nicht umgekehrt, dass sie uns haben und uns steuern. Wenn wir uns nicht identifizieren und nicht fortreißen lassen, lässt ihre Intensität nach. Wenn wir uns aber mit ihnen identifizieren, werden sie leidvoll.
Die Desidentifikation öffnet uns die Möglichkeit, in den transpersonalen Raum vorzustoßen und unser wahres Wesen zu erkennen. Dort ist Ruhe. Die Gefahr, dass wir uns dann aufs Neue mit einem psychischen Zustand (z.B. der Ruhe) identifizieren, ist allerdings groß. Ruhe ist noch nicht das letzte, was es zu erfahren gibt. Darum bleibt die Grundanweisung bestehen:
Lass los!

Willigis Jäger, Wiederkehr der Mystik. Das Ewige im Jetzt erfahren
Am kommenden Freitag, den 8. Oktober um 20:00, setzen wir unsere gemeinsame Reise fort, die uns in die keltische Mythologie mit ihren Göttinnen, heiligen Quellen und niemals versiegenden Gefäßen führt. Von dort ist es nicht weit zur Symbolik des Grals und anderen Symbolen einer transzendenten Mitte.

"Im Zentrum der Gralsburg. Symbolik der Mitte - vom Labyrinth zum Gral"

Wir werden an diesem Abend versuchen, die verschiedenen Fäden, denen wir in den vergangenen Monaten gefolgt sind - in die Ewigkeit, Zeitlichkeit, die Ekstasen der Fußballstadien und Kirchenlabyrinthe, der Gralsburgen und Tee-Zeremonien - wie einen Ariadnefaden zu betrachten, der nur darauf gewartet hat, von uns aufgerollt zu werden, um zu erkennen, daß alle Fäden zusammen nur dazu da sind, ein universales Strickmuster zu bilden...

Ich freue mich auf euch am 8. Oktober, zum Oktober-RoundTable in der Lutherstr. 23, Heidelberg, 20:00 PM!

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Draw a straight line and follow it - La Monte Young, Composition No. 10 (1961)

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Martin_Weyers
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Liebe RoundTable Freunde,



1. Einladung

nachdem wir im Dezember über Otto Rahn und die nationalistische Umdeutung mythischer Symbole zur Zeit des Nationalsozialismus diskutiert, und ferner die Beziehung zwischen äußerer und innerer Wirklichkeit auszuloten versucht haben, treffen wir uns zum erstenmal im neuen Jahr am Freitag, den 18. Februar, um 20:00 zum RoundTable in der Lutherstraße 23 (Hinterhaus).

Wir werden bei den nun folgenden Treffen versuchen, weiterhin den inneren Weg der mythischen Symbolik zu erforschen, ohne dabei jedoch die Realitäten unserer Zeit vollends aus den Augen zu verlieren.

Thema am 18. Februar: Aus der Finsternis zum Licht: Die Mysterienreligionen des antiken Griechenlands

Für alle die sich vorbereiten möchten (was natürlich hilfreich, aber nicht notwendig ist): Der Titel ist gleichlautend mit dem Kapitel 10 aus Mythen der Menschheit, das eine Transkription eines Vortrags von Joseph Campbell darstellt. Am Freitag werden wir den Originalvortrag sehen (Teil der Video- und Fernsehreihe Mythos). Der Vortrag und das genannte Buchkapitel sind also inhaltlich (größtenteils) identisch.

Campbell beginnt in dem Vortrag mit einer Einführung in die Eleusinischen Mysterien, und führt uns durch die mystischen Unterströmungen antiker griechischer Religion bis hin zum frühen Christentum.

Wenn man weiß, dass ebendiese mystischen Ansätze einer Erfahrungsreligion im späteren, durch das römische Imperium verbreiteten institutionalisierten Christentum unterdrückt wurden, so wird auch der Bezug zu den später auftauchenden Gralsgeschichten deutlich, in der die Welt als ein verdörrtes Land beschrieben wird, das verkümmert ist aufgrund einer Verletzung, die den Gralskönig, und mit ihm das ganze Land unfruchtbar machte.

Insofern lässt sich die Einführung in die frühe abendländische Mystik auch als erster Schritt zu einem tieferen Verständnis der Gralsgeschichten verstehen



2. RoundTable-Programm 2005

Wir gewohnt beginnt mit dem neuen Jahr auch ein neuer Themenzyklus.

Unter dem Stichwort The outward Journey erforschen wir die Zeit, in der wir leben, an der Schwelle eines neuen Jahrtausends. Wir werden uns im Laufe der kommenden Monate mit Filmen wie Koyaanisqatsi, 2001 – A Space Odyssee und War Photographer beschäftigen, um die besonderen Entwicklungen unserer Zeit zu erkunden.

Parallel dazu setzen wir unsere Reise nach Innen fort – The inward Journey, bei der es gilt. die Innenwelten der Mystik sowie der Symbole des Mythos zu ergründen. Im Zentrum werden dabei weiterhin die Vorträge Campbell’s über die Arthurian Romances und Grailstories stehen.

Beide Reisen werden sich, wie zu hoffen ist, immer wieder treffen, und wir werden zum teil planmäßig, zum Teil sicher auch überraschend, auf Weggabelungen stoßen, denn letztlich ist die Unterscheidung zwischen Innen und Außen eine künstliche:
[…] the two kingdoms are actually one.
...wie Campbell, bezogen auf die (in unserer Kultur!) zunächst oft getrennt erfahrenen Sphären der Transzendenz und des Alltrags schreibt (aus: The Hero with a Thousand Faces.

Oder, aus einer etwas anderen Sichtweise:
Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sie sich durchdringen – ist er in jedem Punkte der Durchdringung.

Novalis, Blüthenstaub
Wenn Ihr mehr über das RoundTable-Programm 2005 wissen wollte, werft bitte auch einen Blick auf unser neues englischsprachiges RoundTable Info



3. Western Quest-Downloads. (Achtung: kostenlos, aber befristet!)

Als wichtige Ergänzung zu unseren Grailstory-Tapes, die ja dank Jeremy mittlerweile auch in transkribierter Form vorliegen, empfehle ich die Western Quest Vorträge von Joseph Campbell, die Ihr in mehreren Etappen auf dieser Webseite kostenlose herunterladen könnt.

Auf der Download-Seite sind zur Zeit (bis zum 27. März 2005) die ersten beiden Dateien abrufbar. Dabei handelt es sich um einen einleitenden Vortrag über die Origins of Occidental Mythology.

Campbell spricht darin über Adolph Bastians Elementargedanken und Völkergedanken und über die vier Funktionen einer funktionierenden Mythologie, er zeigt anhand der Upanischaden auf, das die Symbole des Mythos auf eine innere, mystisch-psychologische Ebene verweisen, und kommt gegen Ende bereits auf die Gralsgeschichten zu sprechen, die in späteren Lektionen eingehender behandelt werden.

Diese anschließenden Lektionen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt, d.h. im Laufe des Frühjahrs, für den Download verfügbar sein:
  • The Mythology of Love [48:55] Teil 1 ab 28. März 2005 - Teil 2 ab 28. März 2005
  • The Arthurian Tradition [54:47] Teil 1 ab 28. März 2005 - Teil 2 ab 16. Mai 2005
  • The Grail Legend [72:36] Teil 1 ab 16. Mai 2005 - Teil 2 ab 16. Mai 2005
  • The Forest Adventurous [74:30] Teil 1 ab 14. Juli 2005 - Teil 2 ab 14. Juli 2005
Nähere Informationen zu den Western Quest-Audios erhalten Ihr unter Campbell’s Works auf dieser Website.

Für alle, die gare nicht genug bekommen können, verweise ich zudem noch auf unsere Diskussion der Western Quest Lectures im Englischen Forum.

Image



4. Hinweise auf außerplanmäßige Vorträge

Abschließend möchte ich noch auf zwei Vorträge im Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg verweisen, die unabhängig von aktuellen Themen im Zusammenhang mit den an unseren RoundTable-Abenden behandelten Themenbereichen von Interesse sein dürften:

Prof. Hans-Peter Dürr: Wir erleben mehr als wir begreifen - Quantenphysik und Lebensfragen

Donnerstag, 17. Februar , 2005
20:00 Uhr DAI - Großer Saal

Aus dem Pressetext des dai:
Das dai beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Verhältnis von Rationalität und Geist. Dem Standpunkt verschiedener Neurowissenschaftler, die den Menschen als determiniert betrachten, steht unsere Erfahrung von Wirklichkeit gegenüber. Mögliche Brücken zwischen den Bereichen von Wissenschaft und Erleben zu diskutieren ist ein immer größer werdendes Anliegen.
Hans-Peter Dürr, bis 1997 Direktor des Werner-Heisenberg-Instituts in München, war Mitarbeiter von Edward Teller und Werner Heisenberg. Später widmete er sich Themen außerhalb seines Fachgebiets, darunter erkenntnistheoretische und gesellschaftspolitische Fragen. Dürr gründete 1987 die Initiative "Global Challenges Network", eine Organisation, die ein Netz aus Projekten und Gruppen knüpft, die gemeinsam "an der Bewältigung der Probleme arbeiten, die uns und damit unsere natürliche Umwelt bedrohen". Im selben Jahr wurde er mit dem sog. Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2004 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Eine Veranstaltung in der dai-Reihe Phänomene


Dr. Johannes Greten: Die Reise ins Ich - Das Menschenbild der chinesischen Medizin

Dienstag, 22. Februar , 2005
20:00 Uhr DAI - Großer Saal

Aus dem Pressetext des dai:
Das Menschenbild der chinesischen Medizin basiert auf der Vorstellung, dass alle Prozesse des Lebens in einem geordneten System ablaufen und daher einer übergreifenden Regulation unterliegen. Die Bedeutung der zentralen technischen Begriffe der Regulationskunde der chinesischen Medizin (yin, yang und Wandlungsphasen) wird im Westen jedoch häufig auf einen pseudophilosophischen, im falschen Sinne esoterischen Gehalt reduziert. Man kann die chinesische Medizin aber auch als eine nachvollziehbare Systematik menschlicher Befindlichkeiten verstehen, die im Kern einen funktionellen vegetativen Status erhebt.
Anders als nach landläufigem Verständnis werden die Emotionen des Menschen dabei als Ausdruck körperlicher Funktionen betrachtet, die somit ebenfalls der allgemeinen Regulation des Menschen unterliegen. Es gibt daher in der chinesischen Medizin von vornherein keine Trennung von “Psyche” und “Soma”.
Der Umgang mit menschlicher Emotionalität und Sinnsuche zeigt dabei überraschende Parallelen zur humanistischen Tradition des Westens, zum klassischen, griechischen Verständnis des inneren Wesens eines Menschen, zum anthroposophischen Menschenbild, und zur modernen Psychoanalyse.
Dr. med. Johannes Greten ist der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin und Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg. Er veröffentlichte jüngst das "Kursbuch Traditionelle Chinesische Medizin", Stuttgart 2003.

Eine Veranstaltung in der dai-Reihe: "Phänomene"
Falls Ihr an Karten für die genannten Veranstaltugen interesstriert seid, sendet mir bitte eine E-Mail. Alternativ könnt Ihr online Karten reservieren lassen:

Vortrag Prof. Hans-Peter Dürr

Vortrag Dr. Johannes Greten



5. Kontakt

Sollten sich Fragen zu den hier geposteten Informationen ergeben, könnt Ihr euch hier im Forum an mich wenden, oder aber eine E-Mail an roundtable@sukhavati.de senden. Dasselbe gilt natürlich für den Fall, daß Ihr zum ersten mal an einem RoundTable-Abend teilnehmen möchtet und noch weitere Fragen habt.




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"Only voices make change. Silence makes nothing. Adieu." -- Clemsy's famous last words

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[...]There is an old story that is still good, and that is the story of the spiritual quest. The quest to find the inward thing that you basically are is the story that I tried to render in that little book of mine written forty-odd years ago -- The Hero with a Thousand Faces.

Joseph Campbell, The Power of Myth
Die geistig-spirituelle Suche - jenes Motiv das im Zeitalter von Aufklärung, Rationalität und Naturwissenschaft immer noch Gültigkeit beanspruchen kann - führt uns diesmal in die Bereiche der Unterweltsymbolik.

In den Gralsgeschichten spiegelt sich die geistig-spirituelle Suche des mittelalterlichen Abendlandes. Eine Suche setzt einen Verlust, einen Mangel voraus. Das Gesuchte stellen wir uns vor als den Gral oder die Mitte des Labyrinths.

Den verschlungenen Pfaden eines gedachten Labyrinths folgend bewegen wir uns diesmal zwischen den Initiationen der Antike und den Sinnverlusten der Moderne - mit der Höhle als zentraler Metapher:


RoundTable am Freitag, den 11.03.2005:

Journey to the Underworld - In den Höhlengängen des Unbewußten




1. Opening: Philip Glass, Orphée Suite For Piano (1)
  • I. The Café 4:35
  • III. Journey To The Underworld 3:29
Die Musik aus der Oper von Philip Glass (transkribiert für Piano von Paul Barnes) führt uns von der Lebenswelt ("The Cafe") in die Unterwelt ("Journey to the Underworld"), vom Licht der Ratio, aber auch der Kategorien, Konzepte und Konventionen, in die dunklen Höhlengänge des Unbewussten.



2. Initiationen in den antiken Mysterien


Thema des letzten RoundTable waren die griechisch-antiken Mysterienreligionen: The Mystical Life aus der MYTHOS Serie. Dem entspricht das Kapitel "From Darkness to Light: The Mystery Religions of Ancient Greece" aus Transformation of Myth through Time (deutsche Ausgabe: Mythen der Menschheit, Kapitel 10: "Aus der Finsternis zum Licht: Die Mysterienreligionen des antiken Griechenlands"). Wir knüpfen dort an und vertiefen unsere Einsicht in die Initiationen der Eleusinischen Mysterien.



3. Höhlen und Höhlenausgänge: Zur Philosophie von Hans Blumenberg


Hans Blumenberg ist einer der wichtigsten deutschen Philosophen, die sich mit den Metaphern des Mythos beschäftigt haben. Blumenberg hat die Sinnverluste der Moderne existentiell erfahren, ohne aber das Interesse an mythischen Metaphern und deren Nüzlichkeit für den Menschen zu verlieren. Wir sehen einen Film über den Philosophen und seine zentralen Thesen:
  • Zwischen Himmel und Höhle. Über die Philosophie von Hans Blumenberg - Ein Film von Burghard Schlicht und Franz Josef Wetz
Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die Motive der Höhlen und Höhlenausgänge, der Lebensfahrt und der Lesbarkeit der Natur.

Höhlen bieten Zuflucht und können doch zum Gefängnis werden. Auch Mythen und Religionen vermögen zu Höhlen zu werden, in denen wir geistige Geborgenheit finden, in denen wir jedoch auch verkümmern oder uns verirren können. Mythen und Mysterien machen das Unbegreifliche erfahrbar und führen uns in die Höhlengänge des Unterbewussten - vermögen sie uns auch hinauf zum Licht zu geleiten? Und ist es ein Licht der Erkenntnis und der Sinngebung oder aber nur ein Irrlicht der Verklärung, das angesichts einer unerträglich erscheinenden Wirklichkeit Sinn und Halt verspricht, uns in Wahrheit aber nur tröstliche Scheinwelten vorgaukelt?



4. Closing: Philip Glass, Orphée Suite For Piano (2)
  • IV. Orphée And The Princes 4:41
  • V. Return To Orphée's House 2:50
  • VI. Orphée's Return 7:51
Getragen von Philip Glass' Musik begleiten wir Orphée und seine Prinzessin aus der Unterwelt, zurück in die nunmehr verwandelt erscheinende Lebenswelt.



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Nächster RoundTable Termin:

Freitag, der 29. April, 20:00

Chartres und die Mythologie des Hochmittelalters


In der Kathedrale von Chartres verdichtet sich der Geist der mittelalterlichen christlichen Mythologie zu einem Gesamtkunstwerk, das durch Architektur, Plastik und (weitestgehend original erhaltener) Verglasung zu uns spricht. Chartres steht für die Kathedralen des 12. und 13. Jahrunderts, und damit die religiöse Ideenwelt, die den Dichter Wolfram von Eschenbach umgab, auf die er Bezug nimmt, und von der er sich zuweilen auch abzusetzen weiß. Für den jungen Campbell gehörte Chartres zu den wichtigsten Inspirationen:
Für mich ist Chartres meine Kirche. Ich bin oft dagewesen. Als ich in Paris studierte, verbrachte ich ein ganzes Wochenende in der Kathedrale und studierte jede einzelne Figur dort. Ich war so viel da, daß mich der Concierge eines Mittags ansprach und fragte: «Möchten Sie gern mit mir hinaufkommen und die Glocken läuten?» Ich sagte: «Mit dem größten Vergnügen.» Also stiegen wir den Turm zu der großen Bronzeglocke hinauf. Es gab dort eine kleine Plattform wie eine Schaukel. Er stellte sich auf das eine Ende der Schaukel, und ich stellte mich auf das andere Ende, und es gab eine kleine Stange, an der wir uns festhalten konnten. Er gab dem Ding einen Schubs, und dann war er drauf, und ich war drauf. Und wir gingen auf und nieder, und der Wind blies uns durchs Haar, dort oben in der Kathedrale, und dann fing es unter uns an zu läuten - «bong, bong, bong». Es war eines der aufregendsten Abenteuer meines Lebens.

Als es vorbei war, führte er mich hinunter, und er sagte: «Ich möchte Ihnen zeigen, wo mein Zimmer ist.» Also, in einer Kathedrale haben Sie das Mittelschiff, dann das Querschiff und dann die Apsis, und um die Apsis herum ist der Lettner, die Wand zum Chor. Er führte mich durch eine kleine Tür in der Mitte des Lettners, und dort stand sein kleines Bett und ein kleiner Tisch mit einer Lampe darauf. Als ich durch den Lettner blickte, sah ich das Fenster der Schwarzen Madonna - und dort lebte er. Das war wirklich ein Mensch, der in ständiger Meditation lebte. Das war etwas sehr Bewegendes, sehr Schönes. Ich bin seitdem immer wieder in Chartres gewesen.

Joseph Campbell, Die Kraft der Mythen
Wir sehen den Film Chartres und der Geist des Mittelalters aus der Reihe "Schauplätze der Weltkulturen". Anschließend setzen wir die in Chartres steingewordene Mythologie in Beziehung zu der modernen Krise der Mythologie, wie sie uns in der neueren abendländischen Geistesgeschichte von den Gralsgeschichten bis hin zu der Philosophie eines Hans Blumenberg entgegentritt.



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Freitag, der 15.Juli

"LSD, Schamanentum und transpersonales Bewusstsein"

~ Vortrag von Jeremy Kemp über Albert Hofmann und die Entdeckung von LSD

~ Einführung von Oliver Stahlheber in die medizinischen und chemischen Aspekte

~ Film über Albert Hofmann

Sibirische Schamanen nutzen den Fliegenpilz für ihre Seelenreisen. Im antiken Eleusis wurde, zu Ehren von Demeter und Dionysos, ein halluzinogenes Getränk verabreicht, das nicht nur Alkohol, sondern auch den Mutterkornpilz enthielt - eine Naturdroge, die mit LSD verwandt ist.

Der LSD Entdecker Albert Hofmann erzählt von einer indianischen Schamanin, der er in Ermangelung traditioneller Pilze mit LSD ausgeholfen habe. Das Ritual konnte so erfolgreich abgeschlossen werden, und die moderne chemische Droge hatte ihren Test an höchster Stelle bestanden.

Welche medizinischen und spirituellen Möglichkeiten liegen im LSD - und welche Gefahren? Unter welchen sozialen Rahmenbedingungen läßt sich die Droge verantwortungsvoll anwenden? Wir verfolgen die Geschichte seiner Entdeckung und Nutzung von den Experimenten Albert Hofmanns und seiner Nachfolger bis hin zu seiner massenhaften Verbreitung, Bekämpfung und Stigmatisierung.

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Kunst, Symbole, Mythologie

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